09.08.2022

Sorgen und Existenzängste im Gastgewerbe wachsen

Guido Zöllick, Präsident des Dehoga-Bundesverbandes, fordert die Sicherheit der Energieversorgung. Zudem müsse es ihm zufolge bei sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen bleiben. Foto: Dehoga / Svea Pietschmann

Bei der Auswertung der Zahlen aus der Juli-Umfrage, meldet der Dehoga-Bundesverband, dass 49,7 Prozent der Betriebe für den Juli schlechtere Umsätze als im Juli 2019 gemacht hätten, 27,8 Prozent der Betriebe beklagen sogar Umsatzverluste von mehr als 20 Prozent.

Das Gastgewerbe steht weiter unter Druck. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bundesverband) hervor.

Auch wenn der Juli-Umsatz sich nominal zum ersten Mal auf dem Vorkrisenniveau von 2019 befinde, seien die preisbereinigten Umsätze noch weit von den Vergleichszahlen vor der Corona-Pandemie entfernt. Denn: „Den Umsätzen stehen weitaus höhere Kosten entgegen als vor der Corona-Krise“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Ihm zufolge bereiten den Betrieben „insbesondere die explodierenden Gas- und Strompreise sehr große Sorgen“. Das dritte Verlustjahr in Folge stehe zu erwarten. So weist das Statistische Bundesamt von Januar bis Mai einen realen Umsatzverlust von 25,4 Prozent aus (nominal minus 16,9 Prozent).

Anzahl der Umsatz-Verlierer höher ist als die der Umsatz-Gewinner

Bei der Auswertung der Juli-Zahlen werde zudem deutlich, dass die Anzahl der Umsatz-Verlierer höher ist als die der Umsatz-Gewinner. So vermelden 49,7 Prozent der Betriebe für den Juli schlechtere Umsätze als im Juli 2019, 27,8 Prozent der Betriebe sogar mit Umsatzverlusten von mehr als 20 Prozent.

Gleichzeitig explodieren die Kosten: So stiegen die durchschnittlichen Kosten für Gas im Juli gegenüber dem Juli des Vorjahres um 60 Prozent, für Strom um 39 Prozent, für Lebensmittel um 25 Prozent, für Personal um 18 Prozent und für Getränke um 15 Prozent. Auch die Sicherheit der Energieversorgung im Herbst und Winter beschäftigt die Unternehmen sehr.

Explodierende Kosten

Dehoga-Präsident Zöllick fordert: „Wir erwarten, dass jetzt alles unternommen wird, um die Sicherheit der Energieversorgung zu gewährleisten und die Kostenexplosion bei Gas und Strom einzudämmen.“

Die Sorgen und Existenzängste in der Branche würden auch im Hinblick auf die am 3. August vorgestellten Plänen zum Infektionsschutzgesetz für den Herbst und Winter wachsen. Auch wenn ein Lockdown nicht vorgesehen sei, würden die vorgesehene Maskenpflicht und weitere Maßnahmen einen hohen Kontrollaufwand sowie unnötige Verunsicherung stiften.

„Wir appellieren an die Bundesregierung und die Landesregierungen alles dafür zu tun, dass Auflagen und weitere Corona-Maßnahmen im Herbst nicht erforderlich sind“, sagt Zöllick.

Sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen

„Von ganz zentraler Bedeutung ist es, dass die Fortgeltung der 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen jetzt beschlossen wird“, bekräftigt der Dehoga-Präsident. Er appelliert: „Die Gastronomen stehen unter einem enormen Kostendruck. Preisanpassungen dürfen nicht zu einer Überforderung der Gäste führen, die auch von der seit Monaten hohen Inflationsrate betroffen sind. Ein Unterlassen der Verlängerung hätte katastrophale Auswirkungen für die Betriebe und wäre inflationsbeschleunigend. Im Übrigen ist es eine Frage der einheitlichen Besteuerung von Essen mit 7 Prozent. In 21 EU-Staaten wird kein Unterschied bei der Besteuerung von Fertiggerichten aus dem Supermarkt und dem Essen auf dem Porzellanteller im Restaurant gemacht. So zeigt man dort Wertschätzung für die ‚öffentlichen Wohnzimmer‘ der Gesellschaft.“

An der Umfrage des Dehoga-Bundesverbandes vom 1. bis 4. August 2022 zur aktuellen Situation im Gastgewerbe nahmen 3 509 Betriebe teil.