Glücksspiel-Recherche macht deutlich: Der Staat bietet Kriminellen ein Einfallstor!
„Organisierte Banden: Wie der Staat Kriminellen ein Einfallstor bietet“, so die Schlagzeile eines ausgezeichnet recherchierten Berichtes auf dem Portal von WELT.de, publizistisches Flaggschiff der Axel Springer SE.
So hatte die Redaktion Zugang zu internen Papieren („VS – Nur für den Dienstgebrauch“) des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen. „Der Markt für die kriminellen Protagonisten ist äußerst attraktiv“, wird eingangs aus dem LKA-Dokument zitiert.
Bis zu 10 000 Euro monatlich
Der Redakteur und Autor Christoph Lemmer: „Insider aus der legalen Automatenbranche schätzen die Einnahmen pro Gerät auf 7 000 bis 10 000 Euro monatlich. Kaufen lassen sich illegale Geräte nur auf dem Schwarzmarkt für bis zu 5 000 Euro pro Stück.“ Anschließend stellt der Autor die überaus enge Regulierung des legalen gewerblichen Glücksspiels in und mit allen Parametern vor.
Dann Klartext – wir zitieren den Autor: „Damit könnten die Bundesländer mit Billigung von CDU, SPD und Grünen die Regulierung womöglich übertrieben haben. Als Motiv gilt der Schutz vor Spielsucht, wobei die Länder nur private Anbieter durchregulieren. Beim ,kleinen Spiel’ der staatlichen Spielbanken gelten die meisten Vorschriften nicht, an illegalen Automaten in Cafés, Shisha-Bars oder Wohnungs-Casinos erst recht nicht.“
Die Folge sei ein Einbruch der legalen Umsätze. Daniel Henzgen von Löwen Entertainment wird mit den Worten zitiert: „Diese Umsätze werden jetzt im illegalen Markt gemacht.“ Rund 50 000 illegale Automaten gebe es derzeit in Deutschland.
Unerwünschte Wirkungen
Die „scharfe Glücksspielregulierung“ habe zwei unerwünschte Wirkungen: „Zum einen schützt sie suchtgefährdete Spieler nicht, weil die in den illegalen Markt abwandern. Zum anderen wirkt sie offenbar als Konjunkturprogramm für die organisierte Kriminalität (OK).“ Womit der Autor einen Bogen spannt zu Rocker-Gruppierungen, Angehörigen türkisch-arabischer Familienclans und Personen mit Verbindungen zur italienischen Mafia.
Aus dem vertraulichen Papier wird zitiert, dass die Strafverfolger kaum in der Lage seien, das illegale Glücksspiel zu bekämpfen. Es fehle „an ganzheitlichen Bekämpfungskonzepten, an sachlich und rechtlich kompetenten sowie technisch geschulten Ansprechpartnern als auch der erforderlichen Ausstattung“.
Zu dem lesenswerten WELT-Beitrag hier der Link.