Deutscher Sportwettenverband fordert neue Taktik gegen illegale Anbieter
Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) stellte am heutigen Donnerstag, 9. März, die aktuellen Zahlen und Entwicklungen rund um den Sportwettenmarkt in Deutschland vor.
DSWV-Präsident Mathias Dahms und DSWV-Geschäftsführer Luka Andric wiesen dabei gleich zu Beginn auf einen Rückgang des Sportwettenmarktes im vergangenen Jahr um 13 Prozent hin. Nach Wetteinsätze im Umfang von 9,4 Milliarden Euro in 2021, gingen diese 2022 auf 8,2 Milliarden Euro zurück. Die Sportwettensteuer sank von 470 Millionen Euro (2021) auf 433 Millionen Euro (2022). Einen Grund für diese Entwicklung, jedoch nicht den entscheidenden, sieht Dahms in der Fußballweltmeisterschaft, die „sportlich und geschäftlich enttäuschend“ aus deutscher Sicht gewesen sei und zu einem 80 Prozent geringeren Wettumsatz geführt habe.
Viel wichtiger sei jedoch der wuchernde Schwarzmarkt. Dahms: „Leider ist 2022 genau das Szenario eingetreten, vor dem wir immer wieder gewarnt haben: Der legale Markt muss sich gegen die unzähligen Schwarzmarkt-Anbieter, die sich an keinerlei Vorgaben und Regeln halten, behaupten. Für die meisten Kunden ist zweitrangig, ob ein Anbieter über eine Erlaubnis aus Deutschland verfügt. Sie suchen nach dem umfangreichsten Angebot, den besten Quoten, unkomplizierten Zahlungsvorgängen und interessanten Boni. Da haben die legalen Angebote einen schweren Stand.”
840 illegale Websites – nur die Spitze des Eisbergs
Laut einer aktuellen Fassung der DSWV-Marktstudie habe das Angebot am illegalen Glücksspiel und Sportwetten um mindestens 65 Prozent zugelegt. Von insgesamt rund 1 500 geprüften Websites ohne deutsche Lizenz können Spieler aus Deutschland 840 illegale Websites aufrufen und auf 723 Seiten ein Spielkonto eröffnen. Dem stehen nur 46 erlaubte Anbieter gegenüber – 31 davon sind Sportwettenanbieter. Zu der hohen Zahl der illegalen Glücksspiel und Wettanbieter ergänzte Dahms: „Wir gehen davon aus, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist.“ Vielmehr liege die wirkliche Zahl der Illegalen „im vierstelligen Bereich. Das ist eine hohe Konkurrenz für 46 erlaubte Anbieter.“
IP-Blocking: Vor drei Gerichten gescheitert
Die legalen Anbieter seien zudem noch überbordender Regulierung ausgesetzt, wie ein eingeschränktes Wettangebot, zu hohe Registrierungsanforderungen und zu starke Werbebeschränkungen. Die Maßnahmen zur Eindämmung des illegalen Marktes haben zuletzt zudem einen Dämpfer erhalten. So ist die Webseiten-Sperrung (IP-Blocking) durch die Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) gleich vor drei Gerichten gescheitert. Das Payment-Blocking (Sperrung von Zahlungsdienstleistern) werde „nicht konsequent umgesetzt“.
Kanalisierungsquote in Großbritannien bei fast 100 Prozent
Abschließend zeigen die DSWV-Vertreter mit einem Blick ins Ausland, dass es bei der Diskussion um Werbung für Sportwetten auch anders geht: So habe Schweden Restriktionen der Werbung für Sportwetten nur temporär eingeführt, zugunsten einer stärkeren Kanalisierung. In Großbritannien liege Kanalisierungsquote bei fast 100 Prozent – bei freiwilligen Restriktionen durch die Industrie. In Italien sei nach einem Totalverbot der Sportwettenwerbung die Kanalisierungsquote von 98 Prozent auf 82 Prozent gefallen und es habe Einbußen in Höhe von 100 Millionen Euro jährlich für die 1. Fußballliga gegeben. In Spanien habe der Fußball nach einem Verbot von TV- und Radiowerbung Einbußen in Höhe von 90 Millionen Euro hinnehmen müssen.
Weitere Informationen zum aktuellen Stand auf dem Sportwettenmarkt gibt es in der nächsten Ausgabe vom AutomatenMarkt.