Studie: Staat und Wirtschaft entgehen über 40 Milliarden Euro
Der deutsche Verband für Telekommunikation und Medien (DVTM) und das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) haben auf den Münchner Medientagen eine Studie über die notwendige Neuregulierung des sogenannten „Bettertainment“-Marktes, der insbesondere Sportwetten, Poker, Casino und Online-Lotterien beinhaltet, vorgestellt.
Ziel der Studie sei es, die wirtschaftliche Auswirkungen des konvergenten Marktes entlang der Wertschöpfungskette in Bereichen Telekommunikation, Medien und „Bettertainment“ und deren fiskalischen Auswirkungen auf Bundes- und Länderebene zu analysieren und darzustellen.
Regulatives Mittelalter
„In Zeiten von konvergenten, digitalen Angeboten in Verbindung mit einer kreativen, digitalen Disruption steckt eine gesamte Branche im regulativen Mittelalter fest. Ob Telekommunikation, Internet oder Medien – in allen Bereichen ist Glücksspiel Realität und findet über die Landesgrenzen hinweg statt“, erläutert der Vorstandsvorsitzende Renatus Zilles die Position des DVTM.
Die WIK-Studie macht deutlich, „dass es ein Potenzial von über vierzig Milliarden Euro gibt, an dem Bund, Länder und verschiedene Wirtschaftsbereiche gleichermaßen partizipieren können“.
Nachhaltige Steuereinnahmen
„Die Herausforderung besteht darin, unregulierte Angebote in einen regulierten Markt zu überführen, damit die Basis für einen effektiven Verbraucher-, Jugend- und Datenschutz zu schaffen und gleichzeitig nachhaltige Steuereinnahmen und finanzielle Mittel zur Förderung zum Beispiel des Breitensports zu genieren“, sagt WIK-Geschäftsführerin Dr. Iris Henseler-Unger, ehemalige Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur.
In der anschließenden Paneldiskussion auf den Münchner Medientagen diskutierten unter anderem Prof. Dr. Patrick Sensburg, Mitglied des Deutschen Bundestages, Vorsitzender des NSA-Untersuchungsausschusses und Vorsitzender des Unterausschusses Europarecht, Tipico-CEO Jan Bolz, Sky Media-Geschäftsführer Thomas Deissenberger, FC Bayern-Vorstandsmitglied Jörg Wacker und DVTM-Vorsitzender Renatus Zilles unter der Leitung des Journalisten Werner Lauff über die Ergebnisse der Studie.
Effektiver Verbraucherschutz
Einig war man sich, dass nur auf Basis eines liberalisierten, regulierten Marktes, Jugend-, Daten- und Verbraucherschutz effektiv gewährleistet und Suchtbekämpfungsmaßnahmen ausgeweitet werden können. Dies sei laut DVTM unerlässlich für die Umsetzung einer zukunftsgerichteten und effizienten Glücksspielregulierung.
„Ziel muss sein, die Umsätze, das Bruttosozialprodukt, die Arbeitsplätze und die steuerlichen Einnahmen aus dem Ausland nach Deutschland zurückzuholen und gleichzeitig die Voraussetzungen für einen effektiven Verbraucher-, Jugend- und Datenschutz zu schaffen“, sagt Renatus Zilles. Zudem könnten die Verbraucher nur so vor den wirklichen schwarzen Schafen der Branche geschützt werden.
DVTM-Kodex
Der DVTM steht der bisherigen Regulierungspolitik nicht nur kritisch gegenüber, sondern liefere eigenen Angaben zufolge einen ausgewogenen, konstruktiven und direkt umsetzbaren Lösungsvorschlag in Form einer Blaupause für die Politik. Diese bestehe aus einem erweiterten DVTM-Kodex, der die Schleswig-Holsteinischen und dänischen Regulierungsmodelle enthält und um aktuelle EU-Anforderungen für einen kontrollierbaren Jugend-, Verbraucher- und Datenschutz wurde.
EU-Kommissar Günther Oettinger begrüßt die Vorgehensweise des Verbandes. Er war der Einladung gefolgt, sich persönlich über die Ergebnisse der Studie zu informieren.
Die gesamte Studie können Sie unterhalb der Nachricht herunterladen. Auf den Seiten des Bayerischen Rundfunks (BR) finden Sie ein etwa sechsminütiges Video, in dem Dr. Iris Henseler-Unger zum Thema Online-Gambling interviewt wird.