02.07.2013

Studie: Restriktive Gesetze treiben Freizeitspieler in die Illegalität

"Spätestens nach fünf Jahren wird die Anzahl der öffentlich nutzbaren Automatenspielgeräte in Spielhallen und Gaststätten um mindestens 55 Prozent aufgrund der gesetzlichen Vorgaben geschrumpft sein", sagt Professor Dr. Dr. Franz W. Peren voraus.

"Wenn das restriktive Glücksspielrecht in Deutschland nicht bald grundlegend und nachhaltig korrigiert wird, werden innerhalb der nächsten fünf Jahre mindestens 750 000 Freizeitspieler allein aus dem Bereich des gewerblichen Automatenspiels zu illegalen und staatlich nicht mehr kontrollierbaren Spielangeboten abwandern", so Professor Dr. Dr. Peren, der zusammen mit Professor Dr. Clement am Forschungsinstitut für Glücksspiel und Wetten, Bonn, die erste groß angelegte Prognosestudie zu den realwirtschaftlichen Auswirkungen der Neuregelung des Glücksspielwesens in Deutschland vorgelegt hat.

"Berücksichtigt man auch die Spieler, die nur gelegentlich an Automaten spielen, so dürften wahrscheinlich sogar mehr als eine Million Bundesbürger durch deutsche Gesetze in die Illegalität getrieben werden“, so die Professoren.

Auf der einen Seite werde es, so begrüßen die Wissenschaftler, durch die Liberalisierung des Sportwettenmarktes dazu kommen, dass Bundesbürger, die derzeit in erster Linie über das Internet bei den nach deutschem Recht noch illegalen Sportwettenanbietern ihre Wetten platzieren, dies in Zukunft endlich auf dem legalen deutschen Markt tun können. Dies setze allerdings voraus, dass die Erteilung der Online-Lizenzen für Sportwetten, Poker und Casino-Spiele in Deutschland nicht noch weiter verzögert werde, sagen die Wissenschatler.

Grundlegende Veränderung der Spielhallenstruktur

Genau die gegenläufige Tendenz sei nach den Ergebnissen der Studie allerdings im Bereich des gewerblichen Automatenspiels zu erwarten. Der im letzten Jahr in Kraft getretene Glücksspieländerungsstaatsvertrag und die entsprechenden Landesregelungen für Spielhallen zielten auf eine grundlegende Veränderung der Spielhallenstruktur in Deutschland ab. Spätestens mit Ablauf von fünf Jahren werde, so weist die Studie nach, die Anzahl der öffentlich nutzbaren Automatenspielgeräte in Spielhallen und Gaststätten um mindestens 55 Prozent aufgrund der gesetzlichen Vorgaben geschrumpft sein.

Für Deutschland würde das bedeuten, dass der Staat nicht nur jährlich auf etwa 1,7 Milliarden Euro an Steuern und Sozialabgaben verzichten würde, sondern dass er bewusst insbesondere gefährdete und pathologische Spieler in den illegalen und staatlich nicht mehr kontrollierbaren Markt drängen würde. "Ordnungs- und sozialpolitisch ein zudem wahrscheinlich irreversibler Fauxpas", sagen die Forscher. Denn einmal in einen illegalen Markt migrierte Spieler mit deutlich höher spielbaren Einsatzhöhen und Gewinnchancen wieder zurückzuholen in ein legales, hier gar terrestrisches Angebot, das sich staatlich überaus gut beobachten und kontrollieren lässt und über geschultes Personal verfügt, dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit weitgehend unmöglich sein, erläutern die Professoren.

Legale Spiele müssen gegenüber den illegalen wettbewerbsfähig sein

Die Forscher üben darüber hinaus auch Kritik an dem aktuellen Entwurf der Spielverordnung. „Erstmalig in ihrer Geschichte würde die Spielverordnung in den Wettbewerb auf dem globalen Glücksspielmarkt eingreifen“, erläutert die Bonner Wirtschaftswissenschaftler.

Das sollte der Gesetzgeber den Forschern zufolge dringlich vermeiden, denn wenn er das Automatenspiel in seinen terrestrischen Spielmöglichkeiten innerhalb des Bundesgebietes stark einenge, begünstige er die Wettbewerber aus dem illegalen Bereich, dem Internet oder aus dem Ausland und treibe die deutschen Konsumenten dorthin. Die Anzahl der in den illegalen Markt abwandernden Spieler könne sich relativ zeitnah unschwer mehr als verdoppeln, wenn der Gesetzgeber das in deutschen Spielhallen und Gaststätten angebotene Automatenspiel so eng reglementiere, dass dieses nicht mehr wettbewerbsfähig sein könne. „Exakt Umgekehrtes müsse der Gesetzgeber fördern“, so Peren. Das legale Spiel müsse so attraktiv gestaltet und gesetzlich reguliert werden, dass es im realen Wettbewerb den illegalen Markt austrockne. Gleiches gelte auch für die Sportwetten.

Die Studie „Wettbewerb als Determinante des Spieler- und Konsumentenschutzes. Mögliche Sozialverluste infolge einer Wettbewerbsverzerrung auf dem deutschen Gewinn- und Glücksspielmarkt“ ist zu beziehen beim Forschungsinstitut Glücksspiel und Wetten, Bonn.