Studie: Pauschales Verbot von Online-Glücksspielangeboten geht an der digitalen Lebenswirklichkeit vorbei
Nur in einem regulierten Online-Glücksspielmarkt lassen sich illegale Glücksspiel-Angebote wirksam verdrängen und zugleich der Spielerschutz verbessern. Ein pauschales Verbot des Online-Glücksspiels steht diesen Zielen allerdings entgegen, wie der deutsche Markt anschaulich zeigt. Denn längst ist die Nutzung digitaler Vertriebswege auch beim Online-Glücksspiel in der Lebenswirklichkeit der Menschen angekommen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der aktuellen Studie des Handelsblatt Research Institutes (HRI) „Die Digitalisierung des Glücksspiels“.
Laut der HRI-Studie liegt der Online-Anteil des Glücksspielmarktes in der EU heute schon bei über 15 Prozent, in Deutschland bereits bei 16 Prozent. Der überwiegende Anteil von 87 Prozent entfällt allerdings auf den nicht regulierten und damit illegalen Markt. Weltweit wächst der Anteil des Online-Segmentes rasant um circa zehn Prozent jährlich.
"Die Relevanz des Verbotes strebt gegen Null"
Ähnliche Zuwachsraten dürften auch für Deutschland zu erwarten sein. Laut den Ergebnissen der HRI-Studie haben 35 Prozent der deutschen Bevölkerung bereits an Online-Glücksspielen teilgenommen – und zwar über alle Altersgruppen hinweg.
„Deutschland ist der zweitgrößte Online-Markt Europas. Die Relevanz des Verbotes strebt also gegen Null. Jetzt ist es am Gesetzgeber, hier einen ordnungspolitischen Zugriff zu bekommen. Denn Glücksspiel ist ein sozial-sensibles und regulierungsbedürftiges Produkt“, sagt Dr. Daniel Henzgen, Bevollmächtigter der Geschäftsführung für Politik und Außenbeziehungen bei Löwen Entertainment. Gemeinsam mit WestLotto, dem führenden deutschen Anbieter im Lotteriesektor, hat das Unternehmen die Studie des HRI beauftragt.
Online-Glücksspiel stellt die Regulierung vor neue Herausforderungen. Die Experten des HRI betonen aber auch die Chancen dieser Entwicklung. Als ein Beispiel führen sie die Möglichkeiten digitaler Authentifizierungssysteme für den Spielerschutz an.
Latente Skepsis gegenüber einem jungen Markt
Für die Online-Nachfrage spielen Sicherheitsaspekte und faire Bedingungen eine entscheidende Rolle: Die Teilnehmer an Online-Glücksspielen nennen die Sicherheit und Garantie der Gewinnauszahlungen mit 43 Prozent und die faire Durchführung des Spiels mit 32 Prozent am häufigsten als Features, die ihnen wichtig sind. Offline-Spieler dagegen nennen Sicherheit (29 Prozent) und faire Durchführung (25 Prozent) deutlich seltener. In diesen Zahlen drückt sich eine latente Skepsis gegenüber dem noch jungen Markt der Online-Anbieter aus, die durch die fehlende Regulierung begünstigt wird.
35 Prozent der Online-Spieler ist es wichtig, dass sie an einem gesetzlich erlaubten Spiel teilnehmen. Dieses Ergebnis legt nahe, dass es einer Vielzahl der Online-Glücksspieler nicht bewusst ist, dass sie an einem illegalen Glücksspiel teilnehmen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch das Glücksspielbarometer 1/2017: In einer repräsentativen Umfrage (Januar 2017) waren sich sogar nur fünf bis sieben Prozent der Online-Spieler darüber im Klaren, dass sie an einem illegalen Angebot teilnahmen. Alle anderen waren überzeugt, dass Online-Glücksspiele entweder grundsätzlich erlaubt, also legal, oder nur noch nicht staatlich geregelt sind.
Großbritannien und Dänemark als mögliche Vorbilder
In den unterschiedlichsten Bereichen werden digitale Angebote in Zukunft noch selbstverständlicher zur Lebenswirklichkeit der Menschen gehören. Diese Tatsache sollte zur Grundlage einer effektiven Politik gemacht werden, so die Autoren des HRI in ihrem Resümee. Als Best-Practice-Beispiele im Bereich Online-Glücksspiel nennen sie Großbritannien und Dänemark. Die beiden Staaten konnten durch die Schaffung eines attraktiven legalen und regulierten Online-Marktes das nicht regulierte Spiel an den Rand drängen und den Spielerschutz stärken.