Selbstbewusstes Forum der Automatenunternehmer erteilt "Auflösungswünschen" klare Absage
Andreas Engler, Vorsitzender des Forum der Automatenunternehmer, erntet starken Applaus für seine Eröffnungsrede.
Georg Stecker, hier flankiert von der Forum-Geschäftsführerin Anja Bischof, dankt dem Forum für das Bekenntnis zur Qualität.
Wolf-Dieter Liese: "Von dritter Seite wird an den Grundfesten des Forums gerüttelt. Wir Mitglieder stehen zu 100 Prozent hinter dem Vorstand und der Geschäftsstelle."
Der Spannungsbogen des aktuellen Forum-Treffens in Leipzig reichte von der kleinen Politik – wie gewinne ich Mitarbeiter für mein Unternehmen – über die große Politik – MIT-Hauptgeschäftsführer Thorsten Alsleben plauderte aus dem (Berliner) Nähkästchen – bis hin zu unserer zuweilen auch von Konflikten angetriebenen Branchenpolitik. Deutlich wurde wieder einmal: Das 115 Mitglieder starke Forum der Automatenunternehmer ist ein quicklebendiger, diskussionsfreudiger, lösungsorientierter Branchenplayer.
Bereits am Vortag des Treffens trat die Impulsschmiede zusammen, ein – neudeutsch – Thinktank mit jungen dynamischen Unternehmern, die Themen setzen und gemeinsam vertiefen.
Die Branche verliert ein Drittel ihrer Geräte
Das Mitgliedertreffen selbst – 80 Mitglieder, Gäste und Aussteller waren nach Leipzig gereist – begann mit einem Paukenschlag, einer überaus kritischen Ansprache des Vorsitzenden. Andreas Engler beschrieb zunächst die Verschärfung der Lage für viele Automatenunternehmer durch die Corona-Pandemie. So komme es vor, „dass Spielhallen, die vom Gesetzgeber noch nicht wegreguliert worden sind, trotzdem nicht öffnen können, weil sich keine Arbeitskräfte finden lassen“.
Die Branche habe zudem ein Drittel ihrer Geräte verloren beziehungsweise sei augenblicklich dabei, diese zu verlieren. „Da ist viel falsch gemacht worden. Viel alte Welt und zu wenig in die Zukunft geblickt“, so Engler in schnörkelloser Kurzprosa. Die Regulierung „die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“ sei leider nicht in allen Bundesländern gelungen. Dass das Saatkorn der Qualität nicht überall aufgegangen ist, sei zum Teil auch selbst verschuldet. „Wenn in einem Konzert jeder sein eigenes Solo spielt, wird es schwer, das Publikum zu begeistern“, betont Andreas Engler.
Offene kritische Worte von der Verbandsspitze
In NRW „weigerte sich der Landesverband DAV noch vor zwei Monaten, die DAW-Roadshow zur Zertifizierung bei seinen Mitgliedern zu bewerben“. Angeblich habe man sich beim Bundesverband Automatenunternehmer entschieden, „keine Veranstaltungen zu bewerben, die vom Forum geleitet werden“. Wenn dem so sei, dann sei dies in zweifacher Hinsicht branchenschädigend, so Engler weiter. Denn zum einen leite das Forum dieses sinnvolle Projekt für die gesamte Branche. Und zum anderen lasse man „die bisher nicht zertifizierten Unternehmer fälschlicherweise in dem Glauben, sie hätten noch viel Zeit für eine Zertifizierung“.
Die Zertifizierungs-Roadshow werde vom Forum forciert, „weil wir überzeugt sind, dass jeder Standort, der durch qualitative Maßnahmen gerettet werden kann, den Aufwand wert ist. Wir wollen, dass sich Qualität in der gesamten Branche durchsetzt. Wir wollen aus der Schmuddelecke raus“, fordert Andreas Engler.
Kritisch sieht das Forum auch, dass der Bayerische Automaten-Verband, unabhängig von seinen Verdiensten beim Thema Zertifizierung, einen eigenen DAKKS-Standard beantragt habe. Durch diesen Sonderweg verzögere sich die Bearbeitung des DAW-Standards erheblich.
Alarm: Illegales Spiel auf dem Vormarsch
Das Thema „Illegales Spiel“ rückt seit Monaten wieder stärker in den Fokus. „Wo kein legales Angebot mehr zu finden ist, bedient sich der Verbraucher zunehmend bei illegalen Angeboten.“ So habe Jürgen Trümper in seiner Studie aufgezeigt, dass Fungames an exponierten Standorten stark auf dem Vormarsch sind, alarmiert die Forum-Spitze.
Wünschen des Bundesverbandes Automatenunternehmer, das Forum möge sich „aus Einspargründen“ auflösen und im BA aufgehen, erteilte Engler unter dem starken Applaus der Mitglieder eine deutliche Absage. „Abgesehen davon, dass die Einsparungen hinten und vorne für nichts reichen würden, entsetzt mich die Vorstellung in diesem föderalen Chaos des BA aufzugehen. Ich frage mich außerdem, ob sich die zukunftsorientierte Ausrichtung des Forum in der DNA des BA verankern könnte.“
Die Branche brauche das Forum als Impulsgeber. Das Forum sei auch, allerdings nicht nur ein Verband der Filialisten. Auch kleinste Familienunternehmen und die Gastro-Aufsteller hätten in der Forum-Familie ihren Platz.
DAW-Vorstandssprecher Georg Stecker dankt
DAW-Vorstandssprecher Georg Stecker dankte dem Forum, „vom ersten Tag an ein klares Bekenntnis zur Zertifizierung“ an den Tag gelegt zu haben. „Gegenseitiges Bashing und Ausbooten“ sei nicht wünschenswert und lasse die wichtigen Anliegen der Branche zurücktreten, so seine allgemeine Mahnung. Das Forum in seinem permanenten Eintreten für Qualität sei ein wichtiger Baustein für die Zukunft, machte Georg Stecker deutlich.
Dieter Kuhlmann berichtete über die Fortschritte des Arbeitskreises „Qualitätsspielhalle“. Man habe eine eigne Domain angemeldet, einen Kriterienkatalog fixiert und erfolgreich Pilot-Audits durchgeführt. „Wir wollen Qualität messbar machen“, so der Anspruch des Forums. Bei dem Arbeitskreis Vergnügungssteuer teilt man die Befürchtung, dass die Haushaltslage viele Kommunen dazu animieren könnte, weiter an der Vergnügungssteuer-Schraube zu drehen. Hier hofft man auf ein Frühwarnsystem der Branche und eine bessere Kommunikation mit den Kommunen.
Arne Schmidt lud zur aktiven Mitarbeit in der Impulsschmiede ein, und Martin Restle erinnerte an die holprigen Anfänge der Zertifizierungs-Roadshow mit einer Handvoll Teilnehmer im Jahr 2018. Jetzt konnte man zum Teil bereits über 100 Teilnehmer zu einzelnen Veranstaltungen begrüßen, freut sich der stellvertretende Forum-Vorsitzende.
Praxis-Unternehmer-Talk Personal
Spannend das Thema Personalmanagement. Hier wurden die Mitglieder zu Beginn über die Einwahl mittels QR-Code von der Forum-Geschäftsführerin Anja Bischof befragt, wie und wo sie neues Personal akquirieren. Am erfolgreichsten laut Statistik: Mund-zu-Mund-Propaganda, gefolgt von Ebay Kleinanzeigen und Social-Media-Plattformen. Erst danach, schon abgeschlagen: Anzeigen im Lokalblatt und Kontakte zum Arbeitsamt.
Ein ausführlicher Praxis-Unternehmer-Talk mit Sigrid Büscher, Rolf Klug und Thomas Plöger, moderiert von Anja Bischof, zeigte mögliche Lösungsansätze auf (ausführlicher Bericht in der AutomatenMarkt-Dezember-Ausgabe). Rechtsanwalt Dirk Stapel vertiefte das Thema zudem aus juristischer Sicht. Was ist zu beachten bei kreativer Dienstplangestaltung, bei temporären Schließungen, bei der Entleihung von Mitarbeitern oder beim Einsatz von Springern? RA Stapel präsentierte hilfreiche Tipps.
Mit dem Interview-Gast Thorsten Alsleben, Hauptgeschäftsführer der mächtigen Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), wurde auch die aktuelle Bundespolitik vom Forum der Automatenunternehmer in den Fokus gerückt. Mit vielen spannenden exklusiven Einsichten und Ausblicken. Lars Rogge, Vorsitzender der VDAI-Geschäftsführung, informierte in einem Fachbeitrag über die Evaluierung der Spielverordnung. Und Justiziar Rechtsanwalt Frank Repschläger leuchtete die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen und Entwicklungen in den einzelnen Bundesländern aus.
Elektromobilität auf die Agenda setzen
Mitglieder wie Nick Baldus, David Corleis, Wolf-Dieter Liese, Thomas Plöger, Arne Schmidt, Matthias Sluytermann oder Olaf Ziegenbruch bereicherten das Treffen mit diversen Wortbeiträgen. So regte David Corleis beispielsweise an, dass die Branche auch einen aktiven Beitrag zur Elektromobilität leisten kann.
Ein abendliches Event im Zoo Leipzig und eine Produkt- und Dienstleitstungsausstellung – mit den Ausstellern AWI, adp Gauselmann, Bally Wulff, GeWeTe, KMS, Libo-Ladenbau, Löwen Entertainment, Melitta, origo, Teba und vif – rundeten die Mitgliederversammlung gelungen ab.
Dass der Forum-Vorstand seit vielen Jahren komplett auf Spesen für seine vielfältigen Aktivitäten verzichtet und dass selbst Projekte wie der Arbeitskreis Qualitätsspielhalle von Mitgliedern in Eigenregie finanziert werden, zeugt von dem guten und vitalen Spirit des Verbandes.