IW Consult-Studie „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Unterhaltungsautomatenwirtschaft 2022“: Eindeutige Erholungstendenzen erkennbar – Vorkrisenniveau wird nicht wieder erreicht
„Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Unterhaltungsautomatenwirtschaft 2022“ lautet der Titel der nun vorliegenden Studie der Institut der Deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH. Sie liefert erstmals wirtschaftliche Kennzahlen für die Zeit nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. (Symbolfoto)
Seit dem 7. März 2024 liegt die alljährliche Wirtschaftsstudie mit dem diesjährigen Titel „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Unterhaltungsautomatenwirtschaft 2022“ vor.
Die Studie baut auf der Vorjahresstudie der Institut der Deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH (IW Consult) auf und wurde auf der Website von IW Consult unter https://www.iwconsult.de/projekte/ veröffentlicht.
Erstmals wirtschaftliche Kennzahlen für die Zeit nach den Einschränkungen der Corona-Pandemie
Die aktuelle Untersuchung der Wirtschaftsdaten 2022 biete erstmals wirtschaftliche Kennzahlen für die Zeit nach den Einschränkungen der Corona-Pandemie. Eindeutige Erholungstendenzen sind erkennbar. Das Vorkrisenniveau wird allerdings nicht wieder erreicht.
Hier die wichtigsten Ergebnisse in Kurzform:
- Im Jahr 2022 generierte der Betrieb von Unterhaltung- und Geldspielgeräten bei den Automatenaufstellunternehmen einen Nettoumsatz von rund 4,46 Milliarden Euro (2021: 2,9 Milliarden Euro). Die Automatenindustrie (Hersteller) erwirtschaftete einen Nettoumsatz von 561 Millionen Euro (2021: 577 Millionen Euro). Daraus ergibt sich ein Gesamtumsatz der Unterhaltungsautomatenwirtschaft (Aufstellunternehmen und Hersteller) von rund 5,0 Milliarden Euro. Die Kennzahlen im Jahr 2022 liegen damit wieder deutlich über denen der Pandemie-Jahre 2020 und 2021. Im Vergleich zu 2021 (3,5 Milliarden Euro) sind die Umsätze beider Branchenstufen um etwa 44 Prozent gestiegen. Allerdings hält der bereits vor Corona zu beobachtende rückläufige Trend der Branche auch danach an: Der Umsatz der Branche liegt 2022 um 11 Prozent niedriger als im Jahr 2019 (5,7 Milliarden Euro).
- Die Analyse der Zahl der aufgestellten Geldspielgeräte, die als Langfrist-Indikator dient, bestätigt das Bild. Im Jahr 2022 ist diese Zahl weiter gesunken, so die Berechnungen auf Basis der Daten des Arbeitskreises gegen Spielsucht (Stand 1. Januar 2022). Für Ende 2022 wurde auf der Grundlage der von den Automatenherstellern gemeldeten Anzahl der vermieteten Geräte ein Bestand von 161 000 Geldspielgeräten ermittelt, was gegenüber 2021 (180 000 Geräte) ein weiteres Minus von 11 Prozent bedeutet. Der Rückgang beträgt im Vergleich zu 2019 (225 000 Geräte) 28 Prozent und zu 2016 (264 000 Geräte) 39 Prozent. Wird das Verhältnis an aufgestellten Geldspielgeräten in der Gastronomie (knapp 32 Prozent) und Spiel-hallen (gut 68 Prozent) aus dem Jahr 2021 verwendet, ergibt in der Gastronomie ein Bestand von gut 51 000 Geräten (2021: 57 000 Geräte) und in den Spielhallen von knapp 110 000 Geräten (2021: 123 000 Geräte).
- In der Automatenwirtschaft arbeiten (2022) rund 62 000 Beschäftigte, davon 54 000 Beschäftigte auf der Ebene der Aufstellunternehmen, 2 200 Beschäftigte auf Herstellerebene und 5 700 indirekt Beschäftigte in Vorleistungsunternehmen.
Anwachsen des illegalen Marktes
Parallel zum rückläufigen Verlauf der Umsatzzahlen in der Automatenwirtschaft ist laut Studie ein Anwachsen des illegalen Marktes zu beobachten. Illegale Spielorte entstanden vermehrt. Beispielsweise dokumentiert Jürgen Trümper, seinerzeit Geschäftsführer des Arbeitskreises gegen Spielsucht, in seiner vorgelegten Feldstudie „Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt“, dass in 62 Prozent der Kommunen die Aufstellung von illegalen Glücksspielgeräten festzustellen ist. Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen geht davon aus, dass jedes dritte Gerät in Deutschland ein illegaler Glücksspielautomat ist und mindestens die Hälfte der Umsätze diesem Bereich zuzuordnen sind.
Dies deute darauf hin, dass das Angebot der Automatenwirtschaft im Vergleich zum illegalen Glücksspiel nicht mehr ausreichend nachfragegerecht ausgestaltet sei. „Entsprechend kann das Angebot seinen Kanalisierungsauftrag, der ihm laut Glücksspielstaatsvertrag zukommt, in einem zur Gewährleistung des Jugend- und Spielerschutzes erforderlichen Umfang nicht erfüllen“, so die Studie.
Ausblick – bestimmender Faktor Regulatorik
In Kapitel 5 der Studie wird ein Blick in die Zukunft geworfen. Darin heißt es: „Es ist zu erwarten, dass die ökonomische Entwicklung der Automatenwirtschaft in den kommenden Jahren von der Regulatorik bestimmt wird. Die regulatorischen Gegebenheiten, die zur rückläufigen Entwicklung der Automatenwirtschaft beigetragen haben, sind weiterhin vorhanden beziehungsweise werden sich in Zukunft in ihren Auswirkungen tendenziell weiter verstärken.“
Auch aufgrund teilweise unklarer Rechtsverhältnisse, Härtefallregelungen sowie anhängigen Gerichtsverfahren in nennenswertem Umfang komme es zu Verzögerungen bei der Marktreduzierung. Die Talsohle des Abbaus von Geldspielgeräten sei noch nicht erreicht. Vielmehr werde sich der Rückgang im Jahr 2023 und den Folgejahren voraussichtlich weiter fortsetzen.
Die Studie steht auf der Webseite der IW Consult zum Herunterladen zur Verfügung.
In der AutomatenMarkt-April-Ausgabe werden wir ausführlich über die Studie berichten.