Initialzündung im Ländle: Branchenangehörige im offenen Dialog mit der Politik
Die Unternehmerfamilie Teifl-Schlechter weitete ihr diesjähriges Mitarbeitertreffen zu einem offenen Diskussionsforum mit regionalen Politikern aus. Dabei standen die Sorgen um die Arbeitsplätze im Vordergrund.
CDU-Politiker Manfred Hollenbach, Mitglied des Baden-Württembergischen Landtages, erklärte den Versammelten: "Wir brauchen jetzt praktikable Übergangsregelungen für die Unternehmen Ihrer Branche. Das Spielhallengesetz kann so nicht umgesetzt werden. Es ist in vielen Details korrekturbedürftig."
Unternehmerfamilie Teifl-Schlechter hatte ihre rund 75 Mitarbeiter am Buß- und Bettag in das Ludwigsburger Hotelrestaurant Krauthof zu Speis und Trank eingeladen. Nach der Personalbesprechung konnten MdL Manfred Hollenbach (CDU) und die Landtagskandidaten Fabian Gramling, Stefanie Knecht und Roland Zitzmann zur Diskussion begrüßt werden. Unterstützend mit dabei: Richard Fischer, 2. Vorsitzender des Automaten-Verbandes Baden-Württemberg, Alfred Haas, Repräsentant des Verbandes, und Dirk Fischer, Vorstandsmitglied des Fachverbandes Spielhallen.
Richard Fischer: Vor den Landtagswahlen mobil machen
Die Situation in Baden-Württemberg ist angespannt. Das Landesglücksspielgesetz fordert einen Mindestabstand von 500 Metern zwischen Spielstätten und zu den Schulen. Mehrfachkonzessionen sind verboten. Die Sperrzeit geht von Mitternacht bis 6 Uhr. Vergnügungssteuern steigen oft auf einen Schlag um 30 bis 40 Prozent. Eine weitere der teils absurd anmutenden Restriktionen im "Ländle": Die Unternehmer müssen ihren Spielgästen von jedem Platz aus den Blick auf eine Uhr ermöglichen.
Mit Ablauf der Übergangsfrist zum 30. Juni 2017 droht also ein heftiger Kahlschlag. "Allein in einer Stadt wie Stuttgart fallen 60 Prozent des Automatenangebotes weg. Bis zu 7 000 von 10 000 Arbeitsplätzen sind in Baden-Württemberg gefährdet", betont Alfred Haas, ein früherer langjähriger CDU-Landtagsabgeordneter und aktiver Unterstützer der Branche.
Vor den Landtagswahlen am 13. März 2016 müsse die Branche unbedingt mobil machen, fordert auch Richard Fischer, Vize-Chef des Automaten-Verbandes Baden-Württemberg. In diesem Sinne nannte er die von Dieter Teifl organisierte Veranstaltung "sehr lobenswert und eine wichtige Initialzündung".
Mitarbeiter(innen) sprechen über ihre Existenzängste
Spielstätten-Mitarbeiter(innen) wie Enisa Danaj, Schiat Özel, Maria Garro und Martina Sigalas berichteten den Politikern mit persönlichen Worten aus ihrem Alltag in den elf modernen Sterntaler-Spielhallen: von der Vielschichtigkeit der Gäste über die gute übertarifliche Bezahlung bis hin zur Umsetzung der Sozialkonzepte. "Wir haben Angst um unseren Arbeitsplatz", dieser Ruf war immer wieder an diesem Abend zu vernehmen.
Die CDU- und FDP-Politiker zeigten sich diesen Befindlichkeiten gegenüber sehr aufgeschlossen. Auch war man sich einig, dass eine zu starke Überregulierung der Branche das illegale Spiel und die Abwanderung in die unkontrollierten Online-Welten verstärke. Die Liberalen Stefanie Knecht und Roland Zitzmann kündigten außerdem an, einen Praktikumstag in einem Automatenunternehmen machen zu wollen.
Wichtig auch, dass die Unternehmerfamilie – Dieter Teifl, Pia-Teifl-Schlechter und Junior Dean Schlechter – immer wieder sehr konkret auf die Probleme verwies. Man habe die Hoffnung, dass auch in Baden-Württemberg – wie bereits bei den "Nachbarn" Rheinland-Pfalz und Bayern – die Landesglückspielgesetze überarbeitet und moderater beziehungsweise praktikabler gestaltet werden.
"Gehen Sie in harte Verhandlungen mit der Landesregierung"
Immerhin: Der amtierende CDU-Landtagsabgeordnete Manfred Hollenbach ermutigte die Branchenangehörigen: "Gehen Sie mit Ihrem Berufsverband in harte Verhandlungen mit der Landesregierung. Sehr vieles am Spielhallengesetz ist korrekturbedürftig." Stefanie Knecht, FDP, rügte die staatliche Doppelmoral beim Betreiben eigener Casinos mit hohen Einsätzen und Verlusten und vergleichsweise wenig Spielerschutz. Außerdem hätte man bei dem Spielhallengesetz vor der Beschlussfassung zunächst die Machbarkeit prüfen sollen. Das fatale Ergebnis: "Jetzt hat man eine Prozesswelle ausgelöst."
Ausführlicher Bericht in unserer Dezember-Ausgabe.