Goldmedia-Studie: Glücksspielregulierung verfehlt ihre Ziele
Genau ein Jahr nachdem der Glücksspielstaatsvertrag am 1. Juli 2012 in Kraft trat, hat das Beratungsunternehmen Goldmedia die Studie „Glücksspielmarkt Deutschland 2017“ veröffentlicht. Sie gibt einen aktuellen Überblick zu Umsätzen und Steueraufkommen im deutschen Sportwettenmarkt und prognostiziert die Entwicklungen bis 2017.
Wie die Studie zeigt, werden im deutschen Sportwettenmarkt auch in vier Jahren noch immer rund siebzig Prozent der Umsätze in Höhe von 4,5 Milliarden Euro von Anbietern generiert, die nicht nach den Vorgaben des neuen Glücksspielstaatsvertrags agieren und sich der deutschen Regulierung entziehen. Damit entgehen dem Fiskus im Zeitraum von 2014-2017 rund 1,5 Milliarden Euro Steuereinnahmen.
Prognose: Sinkende Steuereinnahmen
Die Regulierungsziele, die Spieleinsätze hin zu staatlich zugelassenen Angeboten zu kanalisieren, den Schwarzmarkt zu bekämpfen sowie einen bestmöglichen Spielerschutz zu gewährleisten, würden mit der neuen Glücksspielverordnung nicht erreicht.
Laut Studie wurden auf dem deutschen Sportwettenmarkt 2012 insgesamt 6,8 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Der Großteil entfiel mit 3,7 Milliarden Euro auf den Online-Markt. In Wett-Shops wurden Sportwetten in Höhe von 2,9 Milliarden Euro platziert. Da seit Inkrafttreten der neuen Glücksspielregulierung noch keine Konzessionen an private Anbieter vergeben wurden, gab es im Markt 2012 nur unregulierte Angebote. Die staatlichen Angebote (Oddset, Fußballtoto) und die regulierte Pferdewette kommen insgesamt auf einen Umsatz von nur 245 Millionen Euro.
Auswirkungen auf den stationären Sportwettenmarkt
Vor allem im stationären Sportwettenmarkt, den Wett-Shops, wird sich der neue Glückspielstaatsvertrag nachteilig auf regulierte Anbieter auswirken. Goldmedia erwartet einen Rückgang der Umsätze bis 2017 auf nur noch 1,6 Milliarden Euro. Die verlorenen Umsätze im Wett-Shop-Markt dürften zum Großteil in den Schwarzmarkt abwandern: Nach Goldmedia-Prognosen wären dies von 2014-2017 kumuliert rund 4,9 Milliarden Euro.
Auch auf den Online-Markt für Sportwetten wären negative Auswirkungen deutlich spürbar. Laut Studie ist davon auszugehen, dass die lizenzierten Angebote im Jahr 2017 lediglich 8,1 Prozent der Online-Umsätze ausmachen.
Steuereinnahmen 2012
Obwohl die privaten Sportwettenanbieter in Deutschland nach wie vor in einer rechtlichen Grauzone agieren, da bislang noch keine Konzessionen erteilt wurden, werden Sportwetten in Deutschland seit einem Jahr bundeseinheitlich besteuert. Die Bundesländer erhielten seit Juli 2012 von den Sportwettenanbietern Steuerzahlungen in Höhe von 164 Millionen Euro.
Die Studie prognostiziert aufgrund der schwierigen Ertragsperspektive infolge der neuen Glücksspielregulierung einen Rückgang der Steuereinnahmen auf rund 100 Mllionen Euro.
Vergleichsszenario für eine regulierte Öffnung des Glücksspielmarktes
Das Beratungsunternehmen hat ein Vergleichsszenario berechnet, das auf einem Regulierungsmodell basiert, wie es von 2011 bis 2012 in Schleswig-Holstein galt. Bei einer bundeseinheitlichen Regulierung ohne pauschale Einsatzlimits oder beschränkte Live-Wetten wäre ein weit höherer Kanalisierungserfolg zu erreichen, so die Studie. In diesem Szenario ginge der Umsatzanteil von unregulierten Plattformen deutlich zurück. 93 Prozent der Wetteinsätze könnten demach im Jahr 2017 von lizenzierten Sportwettenanbietern erwirtschaftet werden.
Weitere Informationen sind unter www.goldmedia.com nachzulesen.