Glücksspiel-Survey 2023: Automatenwirtschaft und Sportwettenverband üben deutliche Kritik
Vorstellung der Ergebnisse des Glücksspiel-Surveys 2023 in Berlin (v.l.): Axel Holthaus (Geschäftsführer Lotto Niedersachsen), Dr. Ait Stapelfeld (Geschäftsführer Lotto Mecklenburg-Vorpommern), Dr. Jens Kalke (ISD, Projektleiter) und Dr. Sven Buth (Mitautor der Studie vom ISD). (Foto: Banganz)
Georg Stecker, Sprecher des Vorstandes Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW), sagt: "Der Survey bietet keine fundierte Entscheidungsgrundlage zur Bewertung und Anpassung gesetzlicher Regelungen!" (Foto: DAW/AWI/Neumann)
Mathias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV), sagt: "Trotz der Kritik am vorherigen Survey 2021 ist es bemerkenswert, dass die Autoren nichts an ihrer Methodik geändert haben. Sie ignorieren weiterhin die Einwände anderer Wissenschaftler und geben nur unzureichende Auskünfte zu den Limitationen ihrer Studie."
Das Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und die Arbeitseinheit Glücksspielforschung der Universität Bremen haben unter dem Titel „Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung“ den Glücksspiel-Survey 2023 veröffentlicht.
Die wichtigsten Ergebnisse haben die Forscher des ISD gemeinsam mit dem Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB) im Rahmen einer Pressekonferenz am 6. März 2024 in Berlin vorgestellt. Des Weiteren wurden Vergleiche zur erstmaligen Erhebung des ISD Glücksspiel-Surveys im Jahr 2021 gezogen.
Glücksspielverhalten laut Glücksspiel-Survey weitgehend konstant
Aus den 12 308 Interviews, die im Rahmen der repräsentativen Bevölkerungsumfrage vom 1. August bis zum 16. Oktober 2023 geführt wurden, geht laut Pressemitteilung unter anderem hervor, dass das Glücksspielverhalten sowie die glücksspielbezogenen Probleme in Deutschland im Vergleich zur Erhebung im Jahr 2021 weitgehend konstant geblieben seien.
„Der Glücksspiel-Survey 2023 soll dazu beigetragen, das Wissen über die Art und Intensität der Teilnahme am Glücksspiel und die damit in Zusammenhang stehenden Probleme weiter zu vertiefen. Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Untersuchung können Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes evaluiert und gegebenenfalls verbessert werden“, erörtert der Projektleiter Dr. Jens Kalke vom ISD bei der Ergebnispräsentation.
Zudem wurde im Rahmen des Glücksspiel-Surveys 2023 das soziale Umfeld von Menschen mit glücksspielbezogenen Problemen untersucht. Dr. Sven Buth, Mitautor der Studie vom ISD, betont: „Glücksspielstörungen stellen nicht nur für die Betroffenen eine erhebliche Einschränkung der Lebensgestaltung und Lebensqualität dar. Auch das soziale Umfeld ist oftmals selbst erheblichen finanziellen, sozialen und gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt, die mit der Erkrankung der nahestehenden Person einhergehen. Insbesondere niedrigschwellige Beratungs- und Hilfeangebote sollten daher für diesen Personenkreis verstärkt entwickelt und implementiert werden.“
DAW-Vorstandssprecher Georg Stecker nimmt kritisch Stellung
Georg Stecker, Sprecher des Vorstandes des Dachverbandes Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW), nimmt zum Survey und zu den Vergleichen zu der ersten Erhebung von 2021 kritisch Stellung: „Ein auf Fakten und wissenschaftlich validen Daten basierender Diskurs über das Spielverhalten in Deutschland ist für Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Verbände notwendig und wichtig. Aber leider wurde auch trotz massiver wissenschaftlicher Kritik das Befragungs-Design beibehalten und die begrenzte Aussagekraft der Befragung in der heutigen Ergebnis-Präsentation des aktuellen Surveys nicht kenntlich gemacht. Auch in der Neuauflage des Glücksspiel-Survey 2023 wurden die Fehler, die laut Experten keine Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung zulassen, fortgesetzt. Damit verfehlt leider auch der Survey 2023 sein Ziel, belastbare Rückschlüsse auf Aspekte von Glücksspielstörungen zu ziehen.“
„Keine fundierte Entscheidungsgrundlage zur Bewertung und Anpassung gesetzlicher Regelungen“
Stecker sagt weiter: „Der Survey bietet somit keine fundierte Entscheidungsgrundlage zur Bewertung und Anpassung gesetzlicher Regelungen! Dennoch bildeten ausschließlich die Inhalte des Vorgänger-Surveys 2021 die Datengrundlage für den sogenannten „Glücksspiel-Atlas 2023“. Dieses Vorgehen ist, insbesondere im Hinblick auf die für Ende 2026 geplante Evaluierung des Staatsvertrags, fahrlässig und gefährdet sachgerechte Entscheidungen, und dies in Zeiten eines grassierenden Schwarzmarktes!“
Sportwettenverband: Glücksspiel-Survey-Autoren ignorieren wissenschaftliche Kritik
Auch der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) kritisiert in einer Pressemitteilung, dass die Methoden-Kritik der Statistikerin Katharina Schüller nicht berücksichtigt worden sei. „Trotz der Kritik am vorherigen Survey 2021 ist es bemerkenswert, dass die Autoren nichts an ihrer Methodik geändert haben. Sie ignorieren weiterhin die Einwände anderer Wissenschaftler und geben nur unzureichende Auskünfte zu den Limitationen ihrer Studie”, sagt DSWV-Präsident Mathias Dahms nach der Veröffentlichung.
Die Studie, die vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Universität Bremen durchgeführt wurde, war auf Kritik der Statistikerin Katharina Schüller gestoßen. Der AutomatenMarkt hatte über die in „Welt TV“ geäußerte Kritik berichtet.
Gründliche Überprüfung der Methodik des Surveys gefordert
Der DSWV fordere eine gründliche Überprüfung der Methodik des Surveys, um sicherzustellen, dass die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen auf soliden wissenschaftlichen Grundlagen basieren. Gleichzeitig erwartet der Verband die Veröffentlichung der Rohdaten, da Transparenz der Datenerhebung und -auswertung von entscheidender Bedeutung für den wissenschaftlichen Diskurs sei.
Laut dem Survey 2023 sei die Teilnahme an Sportwetten seit 2021 zurückgegangen. Der DSWV geht davon aus, dass ein erheblicher Teil der aktiven Spieler inzwischen im Schwarzmarkt aktiv sei, weil die regulierten Angebote zu unattraktiv seien. Die Zeitung „Bild“ berichtete.