Gastronomie in Niedersachsen: 40 Prozent durch Krisen existenzbedroht – steigende Kosten und Personalmangel aktuell die Hauptprobleme
Seit 2020 waren und sind Gastronomiebetriebe in besonderem Maße von den Auswirkungen verschiedener Krisen betroffen. Covid-19-Pandemie, Arbeitskräftemangel, Energiekrise und Inflation setzten Unternehmen auf mehrfache Weise unter Druck und machten diverse Anpassungen notwendig. Eine aktuelle Studie von Wirtschaftsgeographen der Universitäten Osnabrück und Heidelberg zeigt: Zwar sind diese multiplen Krisen für einen großen Teil der Betriebe existenzbedrohend, aber nicht wenige Betriebe gehen auch gestärkt aus den schwierigen Zeiten hervor.
Es gibt auch Krisengewinner
„Etwa 40 Prozent der Gastronomiebetriebe in Niedersachsen sehen ihre Existenz bedroht. Allerdings geben auch rund 36 Prozent der Betriebe an, dass sie gestärkt aus den Krisen hervorgehen“, erklärt Philip Völlers vom Institut für Geographie der Universität Osnabrück. „Viele Betriebe haben die Schließungszeiten in der Pandemie für Renovierungen genutzt, Lieferdienste eingerichtet und ihr Marketing verbessert. Teilweise überwiegen die positiven Auswirkungen dieser Bewältigungsmaßnahmen die negativen Folgen der Pandemie für die Unternehmen.“
Auch Energiekrise und Arbeitskräftemangel haben zu Anpassungen geführt, die sich oft dauerhaft positiv auswirken. „In der Energiekrise wurden häufig Maßnahmen zur Energieeffizienz umgesetzt, auf den Personalmangel wurde mit Digitalisierung, optimierten Abläufen und Öffnungszeiten reagiert“, ergänzt Dr. Philip Verfürth. An manchen Standorten hat auch der Wegfall von Konkurrenz die verbleibenden Betriebe gestärkt.
Ganze neue Probleme im Fokus
Vor 2020 waren die größten Herausforderungen für die niedersächsische Gastronomie die Zunahme der behördlichen Auflagen (57,4 Prozent), der Personalmangel (46,8 Prozent) und die steigenden Kosten (28,0 Prozent).
Im Jahr 2023 bleiben steigende Kosten (87,5 Prozent) insbesondere vor dem Hintergrund der anhaltenden Inflationsentwicklung, Personalmangel (75,0 Prozent) und behördliche Auflagen (56,4 Prozent) die Hauptprobleme für die Gastronomiebetriebe.
Das Team, bestehend aus Prof. Dr. Martin Franz, Dr. Philip Verfürth und Philip Völlers vom Institut für Geographie der Universität Osnabrück sowie Dr. Thomas Neise von der Universität Heidelberg, hatte insgesamt 679 Gastronomiebetriebe mithilfe eines Fragebogens untersucht.