03.03.2022

Deutscher Sportwettenverband warnt vor Fehlentwicklungen

DSWV-Präsident Mathias Dahms fordert zum einen die Behörden auf, den Schwarzmarkt durch einen effektiven Vollzug zu bekämpfen, zum anderen sollten diese die erlaubten Wettanbieter als Partner begreifen.

Luka Andric, Hauptgeschäftsführer des DSWV, weist darauf hin, dass nur 36 Anbieter über eine bundesweite Erlaubnis verfügen, um diese Spiele im Netz zu veranstalten. "Auf jeden legalen Anbieter kommt ein Vielfaches an Anbietern ohne Erlaubnis", so Andric.

Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) stellt im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz die aktuellen Entwicklungen des deutschen Sportwettenmarktes dar und warnt vor Fehlentwicklungen durch einen enormen Schwarzmarkt und problematische regulatorische Weichenstellungen.

Markt stabilisert sich

Nach einem durch Corona gebeutelten Jahr 2020 mit Umsatzrückgängen von etwa 21 Prozent hat sich der Markt 2021 laut DSWV wieder auf Vor-Corona-Niveau stabilisiert: Mit rund 9,4 Milliarden Euro Spieleinsätzen und 470 Millionen Euro gezahlter Sportwettsteuer im Jahr 2021 liegen die Zahlen in etwa auf Höhe des Jahres 2019.

Eklatantes Vollzugsdefizit

„Die Sportwette ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wir sind daher froh, dass der Glücksspielstaatsvertrag im letzten Jahr die bisherige strikte Verbotspolitik im Glücksspielwesen gelockert hat, die sich im digitalen Zeitalter als ineffektiv erwiesen hat. Doch wer Anbietern unter strengen Rahmenbedingungen eine Erlaubnis erteilt, muss auch gegen die Anbieter vorgehen, die ohne Erlaubnis Sportwetten anbieten - und davon gibt es viele. Es herrscht ein eklatantes Vollzugsdefizit vor!”, so DSWV-Präsident Mathias Dahms.

Marktstudie 2022

Der DSWV hat im Februar 2022 in einer Marktstudie 507 Online-Glücksspielseiten analysiert. Insgesamt 405 dieser Seiten ermöglichen es Kunden aus Deutschland ein Spielerkonto zu eröffnen. Wiederum 297 Seiten sind auf deutsch abrufbar und mindestens 240 Seiten boten auch Sportwetten an.

36 Anbieter verfügen über bundesweite Erlaubnis – illegale Angebote frei zugänglich

Für Luka Andric, Hauptgeschäftsführer des DSWV, handelt es sich dabei aber nur um die Spitze des Eisbergs: „Nur 36 Anbieter verfügen über eine bundesweite Erlaubnis, um diese Spiele im Netz zu veranstalten. Auf jeden legalen Anbieter kommt ein Vielfaches an Anbietern ohne Erlaubnis. Inzwischen gibt es zudem zahlreiche weitere Websites, die sich jeder Kontrolle, Regulierung und Besteuerung entziehen. Es droht ein substantieller Teil der Spieleinsätze deutscher Kunden zu nicht erlaubten Schwarzmarktanbietern abzuwandern”.

Besonders im Hinblick auf die WM 2022 sei dies mit Besorgnis zu sehen. Mehr als elf Euro wird nach Schätzungen des DSWV jeder Erwachsene in Deutschland im Schnitt an Wetteinsätzen während des Turniers setzen.

Geringes Problembewusstsein bei Spielern

Die YouGov-Studie macht auch deutlich, dass bei den Nutzern von illegalen Wettangeboten nahezu kein Problembewusstsein vorhanden sei. Laut Studie können sich 58 Prozent der Wettkunden vorstellen, nicht lizenzierte Glücksspielangebote zu nutzen, wenn diese attraktiv gestaltet sind. Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) hat in den vergangenen sechs Monaten an illegalem Glücksspiel teilgenommen. Auch bei den Auswahlkriterien der Spieler für Online-Glücksspielanbieter liegt eine deutsche Lizenz des Anbieters nur auf dem achten Rang, weit hinter „Hohe Boni“, „Attraktive Wettquoten“ und „Schnelle/einfache Auszahlung von Gewinnen“.

DSWV fordert Behörden auf durchzugreifen

DSWV-Präsident Mathias Dahms fordert die Politik daher auf, die Kanalisierung mit Blick auf die WM sicherzustellen: „Spätestens zum Auftakt der Fußball-WM sollten die Glücksspielaufsichtsbehörden sichergestellt haben, dass Sportwettenanbieter ohne deutsche Erlaubnis hierzulande weder aktiv sein, noch für ihre Produkte werben dürfen. Wenn das gelingt, ließen sich während des Turniers schätzungsweise 40 - 50 Millionen Euro zusätzliche Sportwettsteuer einnehmen. Wir fänden es gut, wenn die Länder diese Summe dem Breitensport zu Gute kommen ließen.”

Schwarzmarkt bedroht Steuereinnahmen sowie Spieler- und Jugendschutz

Zugleich warnt Dahms davor, die Gefahr von illegalen Angebote zu unterschätzen: „Wenn die Kanalisierung der Spieler zu legalen Angeboten in Zukunft nicht besser funktioniert, droht neben dem Verlust der Steuereinnahmen auch eine dauerhafte Abwanderung der Spieler an den Schwarzmarkt. Verbraucher- und Jugendschutz finden dort nicht statt.“

Für Mathias Dahms kann eine effektive Kanalisierung der Spieler in den erlaubten Markt nur unter Berücksichtigung zweier Punkte gelingen: „Auf der einen Seite müssen die deutschen Behörden den Schwarzmarkt durch einen effektiven Vollzug endlich unter Kontrolle bringen. Auf der anderen Seite müssen sich die Behörden im Umgang mit den erlaubten Anbietern pragmatisch zeigen und diesen ermöglichen mit attraktiven Angeboten dem illegalen Wettbewerb etwas entgegenzusetzen. Harte Produkteinschränkungen im zulässigen Wettprogramm und Werbeverbote sind absolut kontraproduktiv und treiben die Spieler in die Arme der Schwarzmarktanbieter. Den erlaubten Anbietern, die die höchsten Standards beim Spieler- und Jugendschutz vorweisen, muss eine freiere Hand gelassen werden. Die Behörden sollten uns bei dem Ziel, einen sicheren, fairen und attraktiven Online-Glücksspielmarkt in Deutschland zu schaffen, als Partner begreifen.“

In seinem Fazit führt der DSWV-Präsident Mathias Dahms vier Punkte auf:

1) Die Umsätze der Sportwettenanbieter haben sich 2021 stabilisiert

2) Die Sportwette ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen

3) Die legalen Sportwettenanbieter erfüllen den gesetzlichen Kanalisierungsauftrag

4) Die Behörden müssen die legalen Anbieter schützen und den Schwarzmarkt energischer bekämpfen

Wir werden in unserer April-Ausgabe ausführlich über die DSWV-Jahrespressekonferenz und deren Ergebnisse berichten.

Über den Deutschen Sportwettenverband (DSWV): Der 2014 gegründete Deutsche Sportwettenverband (DSWV) ist der Zusammenschluss der führenden deutschen und europäischen Sportwettenanbieter. Mit Sitz in Berlin versteht sich der DSWV als öffentlicher Ansprechpartner, insbesondere für Politik, Sport und Medien. Seine 17 Mitglieder verfügen alle über bundesweite Sportwettenerlaubnisse gemäß dem Glücksspielstaatsvertrag oder befinden sich im Antragsverfahren. Seit 2012 haben sie in Deutschland über 3,2 Milliarden Euro Sportwettsteuern gezahlt. Die meisten Mitglieder sind auch als Sponsoren im deutschen Profisport aktiv.