30.09.2021

B.Z. titelt: „Der Kampf gegen die Spielhallen war ein Schuss in den Ofen“

Gunnar Schupelius kritisiert in seiner B.Z.-Kolumne "Mein Ärger" das Berliner Spielhallengesetz und seine fatalen Auswirkungen. Hier ein Screenshot der B.Z.-Online-Ausgabe.

„Der Senat bekämpft nach wie vor nur die konzessionierten Spielhallen. Das Glücksspiel wandert in Scheingaststätten und illegale Casinos ab. Davor verschließt die Politik die Augen", meint Redakteur und Autor Gunnar Schupelius in seiner B.Z.-Kolumne „Mein Ärger“.

In Berlins auflagenstärksten Lokalzeitung erinnert er daran, dass das Berliner Spielhallengesetz einst von „den Sozialdemokraten durchgedrückt“ wurde. Der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz feiert das Verschwinden der legalen Spielhallen regelmäßig als „großen Erfolg im Kampf gegen die Spielsucht“. Auch die Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) spricht von einer „klugen Regulierung“.

Abwanderung in „Scheingastronomie“

Doch der Autor weist mit Zahlen darauf hin, dass die Spieler sich nur andere Spielorte gesucht haben, nämlich überwiegend die „Scheingastronomie“, also vermeintliche Kleinst-Cafès oder Kneipen, in denen zwei Geldspielgeräte stehen und daneben eine „Alibi-Kaffeemaschine“, um den Anschein einer gastronomischen Einrichtung zu erwecken. Die Zahl dieser „Café-Casinos“ soll bei 2 500 in Berlin liegen.

„Es wird also nicht einmal versucht, das Glücksspiel dort aufzutreiben, wohin es abgewandert ist. Vor dieser Verdrängung verschließt man die Augen und feiert sich, wenn legale Spielhallen schließen müssen“ sagt Schupelius.

Der Autor zitiert auch Georg Strecker, Vorstandssprecher des Dachverbandes Die Deutschen Automatenwirtschaft (DAW). Dieser betont: „Das legale Angebot wird gebraucht, um dem ausufernden Schwarzmarkt Herr zu werden.“

Politik sei den falschen Weg gegangen

Schupelius hebt hervor, dass die Berliner Politik im Kampf gegen die Spielsucht den falschen Weg gegangen sei. „Es war ein Schuss in den Ofen. Nun traut sich niemand, den Irrtum zuzugeben und die Fehler zu korrigieren“, meint Schupelius.

Dass die Protagonisten dieser gescheiterten Politik nicht aus ihren Fehlern gelernt haben, zeigt ein Blick auf die aktuelle Internetpräsenz des SPD-Abgeordneten Daniel Buchholz, der dort in einem Beitrag mit dem Titel „Wettbüros: Neues Berliner Gesetz bewirkt strenge Abstandsregeln und Schließungen“ rühmt, dass das Land Berlin im Kampf gegen Spielsucht und Geldwäsche erneut strenger als die anderen Bundesländer vorgehe.