04.04.2016

BA-Präsident Thomas Breitkopf: „Ich reiße keine Brücken ab, aber es muss fair gespielt werden“

BA-Präsident Thomas Breitkopf verwehrt sich gegen Anschuldigungen.

AutomatenMarkt:
Auf der Jahreshauptversammlung des Saar-Verbandes ist die Anschuldigung laut geworden, der Bundesverband würde finanzielle Mittel „wenig gerecht“ unter den Landesverbänden verteilen. Speziell die Arbeit des Automaten Verbandes Saar würde darunter leiden. Wie ist die Verteilung der finanziellen Mittel im BA geregelt? Warum erhält der Automaten Verband Saar weniger Geld für seine Arbeit?


Thomas Breitkopf:
Der BA hat eine föderale Struktur. Die im BA zusammengeschlossenen Landes- und Mitgliedsverbände handeln autonom, sowohl in ihren politischen Entscheidungen als auch in ihrer Finanzpolitik. Das ist auch gut so, nur so lässt sich – ähnlich wie in der Bundespolitik, wo es Bundesländer und den Bund gibt – je nach Landesspezifik politisch handeln. Und wie im Bund gibt es eben wohlhabendere, als auch finanziell nicht so stabil aufgestellte Landesverbände. Die Einnahme- und Ausgabesituation wird durch den Vorstand des jeweiligen Mitgliedsverbandes verantwortet und muss der gegebenen Situation angepasst werden. Auf alle Fälle muss man gut wirtschaften und das ist derzeit nicht immer einfach.

Der BA selbst erhält seine Mittel, wie übrigens alle Spitzenverbände der Deutschen Automatenwirtschaft, aus der sogenannten „Verbändefinanzierung“.  Der 1. Vorsitzende des Automaten Verband Saar e.V., Christian Antz, scheint sich in seiner Aussage auf eine Abstimmung zu beziehen, die in einer Präsidiumssitzung des BA am 2. Dezember 2015 stattgefunden hat. Hier hatte er die Ausschüttung eines jährlichen Geschäftsstellenzuschusses in Höhe von 10 000 Euro vom BA an die Landes- und Fachverbände beantragt. Das BA-Präsidium setzt sich aus elf Landesverbänden und zwei Fachverbänden zusammen, wobei die elf Landesverbände stimmberechtigt sind. Im Rahmen der Sitzung hat das Präsidium über den Antrag beraten und schließlich demokratisch abgestimmt. Im Ergebnis einer Diskussion wurde der von Herrn Antz beantragte Zuschuss mehrheitlich abgelehnt.

Daran anknüpfend brachte der AV Baden-Württemberg einen geänderten Antrag für eine einmalige Zahlung eines Solidarbeitrags an den Automaten Verband Saar e.V. und eines weiteren Landesverbandes ein. Hier fiel die Abstimmung noch deutlicher dagegen aus. Die Fragestellung von Herrn Antz lässt sich nicht nachvollziehen. Zumal er beim zweiten Antrag selbst dagegen – gegen die finanzielle Einmalzahlung für seinen Landesverband – gestimmt hat.

Als verantwortungsvoll arbeitender Vorstand des Bundesverbandes sind wir uns nicht nur der Verantwortung gegenüber unseren Mitgliedsverbänden bewusst, sondern insbesondere auch darum bemüht, den uns angeschlossenen Verbänden finanzielle Mittel im notwendigen Umfang zur Verfügung zu stellen und dazu entsprechende Anträge bei der DAW einzubringen und durchzusetzen. Exemplarisch sei erwähnt, dass wir vom BA-Vorstand den AV Saar in besonderer Weise unterstützt und uns dafür eingesetzt haben, dass nicht nur bereits getätigte Ausgaben übernommen wurden, sondern auch darüber hinaus finanzielle Mittel in Höhe von 30 000 Euro von der DAW für Maßnahmen zum Kampf gegen illegales Spiel im Saarland zur Verfügung gestellt wurden.

Auch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass wir als BA die Unterstützung des AVS in mehreren Klageverfahren, ob beim Bundesverfassungsgericht oder in Musterverfahren durchgesetzt haben. Die Vorwürfe des 1. Vorsitzenden des AVS sind für mich inakzeptabel!

AutomatenMarkt:
In einem Schreiben an den BA rügt der Bayerische Automaten Verband (BAV) auf das Heftigste die Zustimmung des Bundesverbandes zu einer Einführung eines bundesweiten Spielersperrsystems. Dies sei, laut BAV, so nicht abgesprochen und das Vertrauen sei „schwer erschüttert". Auf Grundlage welcher Legitimierung hat sich der BA entschieden, für die Einführung eines Spielersperrsystem zu stimmen? Warum werden solche grundlegenden Entscheidungen nicht im Vorfeld intern geklärt?


Thomas Breitkopf:
Zunächst gilt: Entwicklung lässt sich nicht aufhalten, indem man sie ignoriert! Anders als das Thema Zertifizierung, ist das Sperrsystem in unterschiedlicher Ausprägung mit zum Teil erheblichen bürokratischen Bürden, einhergehend mit Umsatzverlusten bei allen legal arbeitenden Kollegen und datenschutzrechtlichen Bedenken in acht Bundesländern Realität und somit bereits in weiten Teilen der Republik politisches Thema!

Innerhalb des BA und seines Vorstandes wurde seit 2013 – also schon zu Zeiten, als der 1. Vorsitzende des BAV noch Präsident des BA war – sehr offen über das Thema Spielersperre diskutiert und versucht mitzugestalten.

Unsere Aufgabe und unsere Pflicht als mehrheitlich gewählter Vorstand des Bundesverbandes Automatenunternehmer ist es, den Verbraucherschutz ernst zu nehmen und dabei die Interessen unserer Kollegen mit Vehemenz zu vertreten. Jetzt haben wir die Chance, die Umsetzung eines Sperrsystems maßgeblich mitzugestalten. Die Situation in Hessen mit OASIS ist uns doch ein mahnendes Beispiel. Hier wurde den Aufstellunternehmern etwas von der Politik aufgezwängt. Insofern sind wir der festen Überzeugung, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, uns proaktiv für eine Einlasskontrolle mittels Abgleich biometrischer Daten zu entscheiden. Sonst ist der Zug abgefahren und wir sehen nur noch die Rücklichter.

Im Übrigen war die Einlasskontrolle mittels Abgleich biometrischer Daten eine zentrale Frage unseres Fragebogens zur Positionsfindung, an deren Beantwortung sich Anfang dieses Jahres alle BA-Mitgliedsverbände beteiligt haben. Hier gab es neben der bayerischen Ja-Stimme noch elf weitere Ja-Stimmen, sodass ein eindeutiges Votum mit zwölf Ja-Stimmen und einer Nein-Stimme zu Gunsten einer biometrischen Sperre ausfiel.

AutomatenMarkt:
Der Bayerische Automaten Verband plant auf seiner Jahreshauptversammlung am 7. April 2016 unter TOP 15 eine Aussprache und Abstimmung über den Verbleib des Landesverbandes im BA. Wie steht der Bundesverband zu dieser Separationsbewegung? Welche Auswirkungen hätte eine Abspaltung des Bayerischen Verbandes für die Arbeit im BA?


Thomas Breitkopf:
Ich stelle mir die Frage, ob es nicht vielmehr heißen müsste: „Macht ein Alleingang des BAV Sinn?“ Die Musik spielt in den Ländern – stimmt. Natürlich ist es so, dass die Musik aus den Lautsprecherboxen kommt, aber wo wird sie denn eingespielt? Die Band, und damit kann man auch die Ministerpräsidenten der Länder meinen, bildet am Ende das Orchester. Dabei ist für mich entscheidend und wichtig, nah dran zu sein. Je näher ich am Orchester sitze, umso genauer höre ich, was gespielt wird, kann besser mitgehen und bei falschen Tönen gegebenenfalls noch korrigierend eingreifen.

Und klar ist doch auch, Regulierungen machen nicht an den Landesgrenzen halt.

Der BA verfügt über eine starke Stimme auf Bundesebene. Wir sind über Jahrzehnte gewachsen und der angesehene und legitimierte Vertreter der Interessen der Aufstellunternehmer deutschlandweit.

Insofern ist es immer besser, Teil einer großen, starken Familie zu sein und sich nicht als Einzelgänger durchkämpfen zu müssen. Schon gar nicht in diesen Zeiten!

In jeder Familie gibt es Rechte, Pflichten, Gemeinsamkeiten und Differenzen. Rechte kann man ausschöpfen, Pflichten müssen wahrgenommen werden, Gemeinsamkeiten sollten gestärkt und Differenzen müssen ausdiskutiert werden. Am Ende ist die Familie nur so stark, wie sie in der Lage ist Stärken zu potenzieren und Konflikte zu lösen und wer bereit ist, in diesem Sinne mitzumachen, ist Teil der Familie. Mein Eindruck ist, dass sich die überwiegende Mehrheit der Mitgliedsverbände, um nicht zu sagen alle, mit Ausnahme eines Verbandes, gut aufgehoben fühlen in der über Jahrzehnte gewachsenen und bewährten BA-Struktur. Umso mehr verwundert es mich persönlich, dass ausgerechnet ein Ehrenvorsitzender unseres Bundesverbandes in seiner Verantwortung gegenüber den Mitgliedsunternehmen, die er als 1. Vorsitzender des Bayerischen Automatenverbandes inne hat, offen mit dem Austritt kokettiert.

Aber, ganz ehrlich, wir haben auch keine Angst, wenn sich ein Vorsitzender nicht in unserem Verbund aufgehoben sieht, dann muss er seine Konsequenzen ziehen. Ich vertraue auf das feine Gespür der Mitgliedsunternehmer, zu erkennen, ob die Konflikte wirklich sachlich motiviert sind.

AutomatenMarkt:
Welche Hintergründe hat die augenscheinlich gehäufte und ungewöhnlich heftige Kritik einiger Landesverbände am BA und speziell am Vorstand?


Thomas Breitkopf:

Für mich lässt sich deutlich feststellen, Kritik haben wir bislang ausschließlich aus Bayern und dem Saarland erfahren. Ich reklamiere für mich, dass ich mich mit jeder Form von Kritik grundsätzlich immer inhaltlich auseinandersetze und würde mich als kritikfähig bezeichnen.

Voraussetzung für eine sachliche Auseinandersetzung allerdings ist, dass Kritik zum Ziel hat, etwas zu verbessern. Leider habe ich bislang nicht festgestellt, dass die jüngsten Vorwürfe zum Beispiel zur biometrischen Einlasskontrolle etwas zum Positiven beitragen.

AutomatenMarkt:
Sehen Sie Möglichkeiten bei all den Zerwürfnissen, die Wogen noch zu glätten?


Thomas Breitkopf:
Ich habe immer gesagt, ich reiße keine Brücken ab – und dazu stehe ich. Aber es muss fair gespielt werden. Mitglied im BA zu sein bringt Vorteile, aber man muss sich an die Regeln halten und einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten! Das heißt demokratische Entscheidungswege akzeptieren, sich einbringen, Themen platzieren, die die Aufstellerschaft und die ganze Branche nach vorne bringen. Das dürfen alle Mitglieder von ihren gewählten Vertretern erwarten. Ob in Hamburg, Cottbus, Castrop-Rauxel oder in Nürnberg. Wir, der Bundesverband Automatenunternehmer e.V., stehen jedenfalls sicher und fest zusammen und steuern unseren Tanker BA weiter durch die Wogen der politischen Brandung! Darauf können Sie sich verlassen.