23.03.2018

Symposium in Hohenheim: „Länder haben versagt“

Zum 15. Symposium Glücksspiel kamen etwa 250 Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Behörden und Ministerien, Hilfesystem sowie Unternehmen und Rechtsanwaltskanzleien an die Universität Hohenheim.

Prof. Dr. Tilman Becker, der Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel sagte deutlich: "Die Länder haben versagt."

Auf einer gut besuchten Pressekonferenz erläuterten Prof. Dr. Tilman Becker, Prof. Dr. Armin Dittmann, Prof. Dr. Jörg Ennuschat und Dr. Tobias Hayer ihre Forderungen an die Politik.

Radio- und TV-Sender interviewten unter anderem Prof. Dr. Tilman Becker zu seinen Forderungen.

So lautet das vernichtende Fazit der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim. Deutschland sei ein Paradies für illegale Glücksspielanbieter. Nun müsse der Bund endlich handeln, sagt der Leiter der Forschungsstelle, Prof. Dr. Tilman Becker, der diese Forderungen auf einer Pressekonferenz im Rahmen des 15. Symposium Glücksspiel in Hohenheim aufstellte.

Vor gut 15 Journalisten drängte Becker zusammen mit drei weiteren Wissenschaftlern auf eine Bundesbehörde zur Regulierung des Online-Glücksspiels nach Vorbild einiger EU-Staaten, wie zum Beispiel Niederlande, Belgien oder auch Dänemark.

Beim Symposium Glücksspiel kamen am 21./22. März 2018 etwa 250 Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Hilfesystem, Unternehmen sowie zahlreiche Juristen und Vertreter von Behörden und Ministerien zusammen. Zentrales Thema war die Regulierung des deutschen Glücksspielmarktes. Schwerpunkte waren unter anderem die Monopole auf Lotterien und Sportwetten. Einig waren sich die Experten darin, dass die Bundesländer – auch – fiskalische Interessen hegen, diese Monopole weiterhin zu erhalten. Prof. Becker begrüßt zwar, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Glücksspielformen in die Regulierung einbezogen wurden, aber er betont auch: „Die Probleme beim Vollzug haben immer mehr zugenommen.“ Dies sei maßgeblich auf den Sonderweg Schleswig-Holsteins zurückzuführen, so Becker.

Der Bund müsse übernehmen

Ihm zufolge seien die Bundesländer höchstwahrscheinlich nicht geeignet, das Glücksspiel zu organisieren. Daher sollte der Bund laut Becker nun übernehmen.

Wie auf der Pressekonferenz angerissen, intensivierten die Experten auch die Diskussion über die Gründung einer Glücksspielaufsichtsbehörde. Vorbilder im EU-Ausland gebe es viele.

Am zweiten Veranstaltungstag thematisierten Psychologen und Psychotherapeuten Details der Prävention und einer Sperrdatei. Für Dr. Tobias Hayer, Psychologe an der Uni Bremen sei die Stoßrichtung klar: „Wir brauchen eine Verfügbarkeitsreduktion.“

Sperrsysteme und Blockchain-Technologie

Weitere interessante Vorträge kamen von Dr. Michael Vesper, Ex-DOSB-Präsident, Martina Vogt vom Regierungspräsidium Darmstadt, die über das Sperrsystem „Oasis“ referierte sowie von Jochen Kassberger, Unternehmensberater bei blockLAB, Stuttgart, der die Einflüsse von Blockchain-Technologien auf das Glücksspiel beleuchtete.

Einen ausführlichen Bericht über das 15. Symposium Glücksspiel an der Universität Hohenheim lesen Sie in unserer April-Ausgabe.