Studie deckt auf: Illegale Online-Glücksspielangebote dominieren den Markt
Die Hälfte der Nutzungszeit von deutschen Spielerinnen und Spieler entfällt derzeit auf illegale Online-Glücksspielangebote. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Universität Leipzig unter Leitung von Professor Gunther Schnabl und Taiki Murai. Eines der Hauptziele des Glücksspielstaatsvertrages, die Verbraucherinnen und Verbraucher in den legalen Markt zu lenken, wird verfehlt. Der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) und weitere Branchenvertreter fordern die Glücksspielbehörde der Länder (GGL) dringend zum Handeln auf.
Während der Online-Glücksspielmarkt in Frankreich, Italien, Großbritannien und weiteren europäischen Ländern erheblich wächst, soll dieser Markt in Deutschland gemäß der bisherigen Markterhebung der Bundesländer rückläufig sein. Die Studie „Eine Analyse der neuesten Entwicklungen des Online-Glücksspielmarktes in Folge des Glücksspielstaatvertrags 2021“ widerlegt diese nicht intuitiven Schätzungen und kommt mit neuen Forschungsansätzen zu dem Ergebnis, dass ein erheblicher Teil des deutschen Online-Glücksspiels im nicht-lizenzierten, illegalen Markt stattfindet.
Steuerausfälle von mehreren hundert Millionen Euro
Das maßgebliche Ziel der Bundesländer mit dem im Juli 2021 in Kraft getretenen neuen Glücksspielstaatsvertrag war es, den legalen Markt zu stärken. Durch das Ausweichen von Spielenden in den nicht-lizenzierten Markt greifen Spielerschutzmechanismen der aktuellen Regulierung nicht. Zudem entstehen erhebliche Steuerausfälle für die Länder. Schätzungen ergeben, dass mindestens drei Viertel des Online-Glücksspielumsatzes im Schwarzmarkt generiert werden. Bei einer Nutzung illegaler Angebote von über 75 Prozent summieren sich die Steuerausfälle auf mehrere hundert Millionen Euro.
„Der restriktive Ansatz des Glücksspielstaatsvertrags in den Bereichen des Spielangebotes und der Spielabläufe schränkt indes die Kanalisierungsrate ein. Online-Glücksspiel ist ein dynamischer Markt und dynamische Märkte brauchen eine dynamische Regulierung“, erläutert der DOCV-Präsident Dr. Dirk Quermann. „Nur eine flexible Regulierung gewährleistet eine Lenkungsfunktion und die Erreichung der Ziele des Staatsvertrages – insbesondere des Kanalisierungsziels. Nun gilt es, alles Erforderliche in die Wege zu leiten, um der von der Studie aufgezeigten Entwicklung entgegenzuwirken und die Wirkungsweise des Staatsvertrags zu optimieren. Wir wünschen uns dabei auch mehr Kooperation mit der GGL.“
Die Kernforderungen des DOCV:
– Beschleunigung aller Genehmigungsprozesse der GGL durch weiteren Aufbau von Personal und Nutzung von externen Ressourcen
– Nutzung der im Staatsvertrag angelegten Kompetenzen der GGL zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des legalen Marktes, darunter die Erhöhung der Spieleinsatzgrenzen für virtuelle Automatenspiele oder die Erweiterung des Wettprogramms bei Sportwetten
– Konsequente Nutzung aller Möglichkeiten des Vollzuges gegen illegale Anbieter
Verbraucher, Aufsichtsbehörden und legale Anbieter ziehen den Kürzeren
„Alle Interessengruppen haben ein gemeinsames Ziel: Das Spiel soll im legalen Markt stattfinden. Nur dies gewährleistet echten Spielerschutz, Steuereinnahmen der Länder und wirtschaftliche Betätigung der Unternehmen“ so Quermann. „Jede zweite Minute verbringen Verbraucher momentan im illegalen Markt ohne Spieler- und Jugendschutz, mit verheerenden Auswirkungen. Verbraucher, Aufsichtsbehörden und legale Anbieter bleiben so im Hintertreffen“ ergänzt Julia Lensing, Geschäftsführerin des DOCV. „Das muss sich dringend ändern.“
Die Studie „Eine Analyse der neuesten Entwicklungen des Online-Glückspielmarktes in Folge des Glücksspielstaatvertrags 2021“ wurde im Auftrag des Deutschen Online Casinoverbandes (DOCV) und unter Beteiligung des Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV) erstellt, die damit einen Beitrag für die Bewertung des Status quo und die Weiterentwicklung des Glücksspielstaatsvertrags im Sinne der damit verbundenen Zielsetzung der Länder leisten wollen. Dabei wurde erstmals eine große Anzahl von deutschsprachigen Online-Glücksspielangeboten aus dem EU-Ausland und Offshore untersucht, die nicht der deutschen Regulierung entsprechen.
Über den Deutschen Online Casinoverband
Der Deutsche Online Casinoverband e.V. (DOCV) ist ein Zusammenschluss der führenden in Deutschland lizenzierten Unternehmen, die in den Bereichen der Entwicklung und des Betriebs von Online-Glückspielen tätig sind. Der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) und seine Mitglieder setzen sich seit Jahren für eine tragfähige und rechtssichere Regulierung von Online-Glücksspielen in Deutschland ein und stehen konsequent in offenem Austausch mit Behörden, Verwaltung und Politik.