Spezialisten vom Polizeipräsidium Köln reden Tacheles auf dem BAV-Herbsttreffen: Illegale Fungames sind Geldvernichtungsmaschinen!
Der aktuelle BAV-Vorstand, von links: Tanja Schöffmann, Julia Ayvaz, Marco Spitzenberger, Präsident Andy Meindl, Justiziar Mirko Benesch, Vizepräsident Thomas Kießling, Ismail „Easy“ Gök, Stefan Wagenhäuser und Andreas Strunz. Es fehlt entschuldigt: Der junge Konstantin Degen, der wie Andreas Strunz zur Vorstandsarbeit eingeladen ist.
Eduard „Eddie“ Steubl mit Klartext zur größer werdenden Fungame-Plage. Links von ihm: FGA-Vorsitzende Sabine Dittmers-Meyer und der 2. HMV-Vorsitzende Michael Stang.
Impressionen vom BAV-Herbsttreffen (von links oben im Uhrzeigersinn): Michael Schlenker, Dieter Schlenker und Justiziar Rechtsanwalt Mirko Benesch. – Blick in den Hegel-Saal der Konzert- und Kongresshalle Bamberg. – Die Unternehmer Peter Schell und Peter Hüller freuen sich über das Wiedersehen. – Der Gast Ole Rom, Neox, mit klaren Worten zur Fungame-Thematik.
Der Reigen der Herbsttreffen der BA-Landesverbände startete am 26. Oktober im malerischen fränkischen Bamberg mit dem 280 Mitglieder starken Bayerischen Automaten-Verband. Die aktiven selbstbewussten Bajuwaren sehen sich branchenpolitisch ausgezeichnet aufgestellt. Höhepunkt des Treffens war ein brisanter, ja erschütternder Vortrag von Alexander Kringe und Bettina Eichler vom Polizeipräsidium Köln mit ganz neuen Zahlen zum illegalen Spiel und den „Geldvernichtungsmaschinen“. Klar wird: Die Politik muss endlich umdenken und handeln!
Vertrauensvolle und belastbare Kontakte zur Politik
Die kürzlichen Landtagswahlen in Bayern haben die stabilen konservativen bayerischen Verhältnisse mit einem wirtschaftsfreundlichen Klima zementiert. Nicht ohne Stolz betonte Präsident Andy Meindl, wie vertrauensvoll und belastbar die Kontakte in die Politik hinein über die vergangenen 20 Jahre geworden sind. So sei der BAV-Stand auf dem vergangenen CSU-Parteitag wieder eine Drehscheibe für viele Kontakte und Gespräche gewesen. Auch wurden ganz nebenbei „Unmengen von Würstchen“ auf der großen BAV-Standfläche verzehrt.
Allerdings befinde sich die Automatenbranche auch in Bayern in einer Zwickmühle: „Durch die Spielverordnung ist das Spiel unattraktiver für unsere Gäste geworden. Gleichzeitig boomt das illegale Spiel und der Kostendruck steigt und steigt.“ Es soll rund 50 000 illegale Geräte im Markt geben. Kein Umbuchen, keine Pausen, die Automatiktaste, große Gewinnaussichten, mehr Dynamik im Spiel – für das legale Spiel werde es immer schwerer, der wachsenden illegalen Konkurrenz etwas entgegenzusetzen.
Zwei Initiativen von BAV und FGA lassen aufhorchen
Andy Meindl sieht zwei Wege für unsere Branche: Die Anpassung der Spielverordnung an gesellschaftliche Realitäten und den verstärkten Kampf gegen das illegale Spiel! In letzterer Hinsicht hatte der BAV – in Gemeinschaft mit dem FGA – kürzlich mit zwei Initiativen aufhorchen lassen: So wurde ein umfassendes Rechtsgutachten bei Professor Dr. Dr. Michael Kubiciel in Auftrag gegeben, das die aktuellen Fungames-Missstände analysiert und konkrete Lösungsvorschläge zur Erweiterung des relevanten Straftatbestandes (§ 284) anbietet. So soll es künftig möglich sein, dass bereits der reine Besitz eines illegalen Gerätes strafbar wird. Zum anderen haben BAV und FGA bekanntlich die Info- und Meldeplattform www.illegales-spiel.de frisch an den Start gebracht.
Bruttospielertrag von mehr als drei Milliarden Euro bei den Illegalen
Was die Gäste Alexander Kringe und Bettina Eichler vom Polizeipräsidium Köln – Spezialisten für die Bekämpfung des illegalen Glücksspiels – zu berichten hatten, kommt einem Paukenschlag gleich, der über die Branche hinaus Gehör finden sollte. Auf weit mehr als drei Milliarden Euro (!) darf der jährliche Bruttospielertrag aus den rund 50 000 Fungames in Deutschland geschätzt werden. Der Markt werde regelrecht mit Fungames überschwemmt.
Außerdem wird das Spiel zunehmend und hemmungslos in private Räume verlegt, „der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt“, so die NRW-Gäste. Für die Spieler bedeute dies null Spielerschutz. In einer Live-Demonstration zeigte Bettina Eichler an einem Fungame, wie man in einer Minute 100 Euro verspielt – jede Walzendrehung zehn Euro! „Das sind Geldvernichtungsmaschinen“, so Bettina Eichler und Alexander Kringe, die beide aus verständlichen Sicherheitsgründen von der Branchenpresse nicht fotografiert werden durften.
Vermögenswirksame Abschöpfungen gefordert
Für Alexander Kringe gibt es seit der Marktflutung mit Fungames „eine ganz neue Schnittmenge zwischen den Automaten- und den Suchtverbänden“, die das wachsende Problem gemeinsam lösen wollen. Das Werkzeug BAlarm sei gut gemeint, so Alexander Kringe, „mit Abmahnungen werden die Probleme aber nicht gelöst“. Man sollte sich vielmehr direkt an die Strafverfolgungsbehörden wenden. Und: Nur vermögenswirksame Abschöpfungen würden bei den Tätern Eindruck hinterlassen!
Abschließend der Appell von Alexander Kringe und Bettina Eichler: „Die Strafbarkeit sollte ausgeweitet werden auch auf den Kauf und Verkauf von Fungames. Das illegale Glücksspiel kann ohne abschreckende Sanktionen nicht effektiv bekämpft werden.“ Und weiter: „Wir müssen die Spur des Geldes verfolgen. Der Vollzug muss insgesamt gestärkt werden.“
Mehr Spielfreude beim gewerblichen Spiel zulassen
Im Verlauf der Diskussion berichtete Sabine Dittmers-Meyer von einer erfolgreichen Razzia gegen das illegale Spiel in ihrem Heimatort Verden. „Schon am nächsten Tag gingen die Umsätze in unserer Spielstätte wieder spürbar hoch.“
Eduard „Eddie“ Steubl berichtete von der Organisierten Kriminalität im Raum Nürnberg. Die Tätergruppen würden offenkundig bei anstehenden Razzien gewarnt. Das Problem wachse von Jahr zu Jahr. Der Staat müsse wieder „mehr Spielfreude beim gewerblichen Spiel zulassen“, damit die Illegalität zurückgedrängt werden kann.
Ole Rom sprach aus Sicht der Großhändler, dass das illegale Glücksspiel den gesamten legalen Markt erheblich schädige. Der Neo-Geschäftsführer weiter: „Es ist erschreckend, dass die Ordnungskräfte genauso frustriert sind wie wir.“ Justiziar Rechtsanwalt Mirko Benesch hofft, dass die Defizite bei Ordnungsbehörden, Polizei und Gerichten rasch beseitigt werden. Denn: Nichts sei schlimmer, als wenn Verfahren reihenweise eingestellt werden und die Kriminellen zu weiteren Taten ermutigen.
Weiteres auf dem Herbsttreffen
Was sonst noch geschah: Julia Ayvaz berichtete in einem ermutigenden Erfahrungsbericht über den Besuch der Bundestagsabgeordneten Kristine Lütke. +++ Sabine Dittmers-Meyer, Geschäftsführerin GZQG, informierte über Probleme in einigen Bundesländern, insbesondere NRW und Thüringen, mit inflationären Überwachungsaudits auf Kosten der Unternehmer. Gleichzeitig lud Frau Dittmers-Meyer als FGA-Vorsitzende auch Nichtmitglieder zum Jubiläumstreffen „10 Jahre FGA“ am 12. Dezember in Berlin ein. +++ Justiziar Mirko Benesch lädt zum 4. BAV-Rechtstag am 16. November nach Aschheim ein. Die Mitglieder können Themen gerne vorschlagen. +++ Sonja Wilhelmy von der A²-Akademie berichtete über Vorbereitungsaudits für die Zertifizierung, Sozialkonzepte und Personalschulungen +++ Marco Braun präsentierte für Schneider Automaten die Vorzüge von dem Digitalisierungswerkzeug eVita, sekundiert von dem Praktiker und Vorstandsmitglied Marco Spitzenberger +++ Die Aussteller adp Merkur, Löwen Entertainment, Bally Wulff, Apex, psmtec, Neox, Amani Design, Zurich Trögeler und Orthomed Medizinprodukte verschafften dem Herbstreffen etwas IMA-Feeling. +++ Für 2024 plant der BAV Festlichkeiten anlässlich des 70. Geburtstages des Verbandes. +++ Dass der Süden im neuen BA-Vorstand nicht mehr vertreten ist, kritisierte BAV-Vizepräsident Thomas Kießling. Andy Meindl selbst sagte, an Bayern werde „auch in Zukunft kein Weg vorbeiführen“. Und weiter: „Wir werden unsere Anliegen gut platzieren.“