08.02.2002

Rigide Kreditvergabe bedroht mittelständische Unternehmen

Nach jüngsten Zeitungsberichten droht dem Mittelstand eine Pleitewelle. Verantwortlich dafür sollen die zusammengestrichenen Kreditlinien der Banken sein. Angesichts der schwachen Konjunktur und des strengeren Risikomanagements verwehrten Kreditinstitute zunehmend Kredite oder erhöhten die Zinsen, berichteten kürzlich die Welt am Sonntag und Spiegel Online. „Wenn sich die Lage nicht entspannt, steht dem Mittelstand in der Tat eine Pleitewelle ins Haus“, wird ein Bankmanager zitiert. Nach einer Studie der Universität Hamburg soll inzwichen jedes vierte Unternehmen über die rigide Kreditvergabe klagen. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Dietrich Hoppenstedt, sieht den Mittelstand in einer schwierigen Lage: „Fast ein Drittel der Betriebe arbeitet ohne jeden Gewinn. Und mehr als die Hälfte der Mittelständler mit einem Jahresumsatz von bis zu fünf Millionen Euro besitzen kein Eigenkapital.“ Mitarbeiter von Banken würden sich oftmals auf eine EU-Verordnung berufen, nach der Firmenkunden mit niedriger Bonität und wenig Eigenkapital höhere Risikoprämien leisten müssen beziehungsweise nicht mehr bedient werden. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller betrachte es dagegen als Aufgabe des privaten Bankensystems, die Finanzierung des Mittelstandes zu sichern. „Wer jetzt schon mit der EU argumentiert, argumentiert unredlich. Denn die Bestimmungen können frühestens 2006 in Kraft treten“, zitiert Spiegel Online den Minister.