Klartext: Verko(r)kster Journalismus
Seit Christoph Daum, dem Ex-Trainer von Bayer Leverkusen, wissen wir: Koksen ist in. Die High Society griff schon immer aus modischen Gründen zum Kokain, jetzt hat die Schnupfwelle auch die Fußball-Bundesliga erreicht. Den Skandal hat vor allem die Bild bekannt gemacht. Eine Zeitung, die es nicht immer mit Journalismus genau nimmt. Denn ihr kommt es auf die Schlagzeile an, nicht auf den Inhalt. Dank des Düsseldorfer Handelsblattes, der führenden deutschen Wirtschaftszeitung, wissen wir jetzt noch mehr. Über Koksen und Spielsucht. Etwa, dass in Spielstätten neuerdings Einarmige Banditen aufgestellt werden dürfen. Wo locker an einem Abend 1 500 Mark Verlust auflaufen können. Jeder Automatenunternehmer weiß jedoch: Pro Stunde sind durchschnittlich maximal 46,35 Mark Verlust an gewerblichen Geld-Gewinn-Spiel-Geräten möglich. Und einarmige Banditen darf nur der Staat aufstellen. Ob das private kleine Spiel mit dem großen im Casino verwechselt wurde? Das Handelsblatt klärt seine Leser noch präziser über unsere Branche auf. Deutschlands Automatenunternehmer stellen immer mehr dieser Automaten auf. Insbesondere in Wohngegenden! Merkwürdig nur, dass seit Jahren immer weniger Geld-Gewinn-Spiel-Geräte verkauft werden. Die Umsätze unserer Branche dramatisch zurückgehen. Was kein Geringerer als Jürgen Trümper sagt, der in Nordrhein-Westfalen prominentester Kämpfer gegen Spielsucht ist. Wo Verlag und Redaktion des Handelsblattes ihren Sitz haben. Und Christoph Daum bis vor kurzem Fußball-Profis trainierte. Bis er wegen seines Kokain-Skandals vom Platz musste. Das Handelsblatt jedenfalls lässt noch eine Expertin feststellen, „Zockerkarrieren beginnen mit einer Kombination aus Koks und Spiel“. Haben da die Redakteure wieder etwas verwechselt? Dachten sie ans Fußball-Spiel? Oder waren die hochbezahlten Wirtschaftsjournalisten gar selber verschnupft, als sie diese Enthüllungsgeschichte über das Vier-Groschen-Spiel am 10. November in ihr Blatt hievten?
Detlef Tegtmeier