18.06.2024

Interner Abschlussbericht des Landeskriminalamts NRW legt Probleme im Kampf gegen illegales Glücksspiel offen – Schaden in Millionenhöhe

Ein interner Abschlussbericht des LKA in NRW legt schonungslos die Probleme im Kampf gegen illegale Glücksspielautomaten offen.

Ein interner Abschlussbericht des Landeskriminalamts (LKA) Nordrhein-Westfalens legt schonungslos die zahlreichen Probleme und Lücken beim Kampf gegen illegale Glücksspielautomaten offen.

Aus dem internen Bericht, in den die Zeitung „Rheinische Post“ Einblick habe, gehe hervor, dass dem Staat durch illegales Glücksspiel Schäden in Millionenhöhe entstehen. Ebenfalls problematisch sei, dass es der Polizei hinsichtlich dieses Kriminalitätsfeldes an Ausstattung und Expertise fehle.

Fehlende technische Ausstattung und kein „ganzheitlichen Bekämpfungskonzept“

Neben fehlendem Material seien die Polizisten „nicht hinreichend sensibilisiert“, um manipulierte Geräte zu erkennen. Dem Bericht zufolge fehle es nicht nur an der technischen Ausstattung, sondern auch an einem „ganzheitlichen Bekämpfungskonzept“. Neben Informationsveranstaltungen arbeitet die Polizei auch mit Handzetteln zwecks Information der Beamten. Ein Schulungsvideo sei geplant.

Als ein weiteres Problem habe sich der „sachgerechte Umgang mit sichergestellten Automaten“ herausgestellt. Dieser stelle laut Bericht Kreispolizeibehörden vor „logistische Herausforderungen“.

„Rekordeinnahmen“ aus einem illegalen Gerät in NRW 423 000 Euro pro Jahr!

Dass die Gefahr, die von illegalen Glücksspielautomaten ausgeht, enorm ist, macht auch der Abschlussbericht des LKA deutlich. Pro illegalem Gerät seien monatliche Einnahmen von „mehreren Tausend Euro“ möglich. In einen illegalen Automaten würden der Polizei zufolge je nach Aufstellort monatlich im Durchschnitt zwischen 9 000 und 14 000 Euro eingeworfen werden. Der traurige „Rekord“ in NRW liege bei einem Jahreseinwurf von 423 000 Euro – in einen Automaten.

„Grundsätzlich strukturelle und organisierte Kriminalität“

Bei diesen Vergehen handele es sich nicht um Einzelstraftaten, sondern „grundsätzlich um strukturelle und organisierte Kriminalität“. Neben dem Fiskus und der legalen Automatenwirtschaft sind vor allem die Spieler die Geschädigten.

3 000 Euro in weniger als vier Stunden am illegalen Gerät verspielt

Laut „Rheinische Post“ habe der Verein für Spielsucht bei einem Experiment dargelegt, wie viel Zeit es braucht, um an einem illegalen Automaten 3 000 Euro zu verspielen: knapp vier Stunden. Die Zeitung weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass ein Spieler an einem legalen Geldspielgerät mehr als 50 Stunden gebraucht hätte, um diese Summe zu verspielen.

Innenminister Reul kündigt weitere Kontrollen an

Organisiert sei dieser Kriminalitätszweig über „Großaufsteller“, die mit Netzwerken von Strohleuten agierten. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagt dazu der „Rheinische Post“: „Dass kriminelle Clanmitglieder durch illegales Glücksspiel Steuern hinterziehen und sich so ihr Luxusleben finanzieren, ist mir ein Dorn im Auge.“

Der Minister kündigt daher gemeinsame Kontrollen von Steuerfahndung, Zoll, Kommunen und Polizei an.