Hamburger Morgenpost und BILD Berlin mit Klartext: Das illegale Spiel frisst sich in die deutschen Kommunen!
Vor kurzem berichteten wir über einen kritischen DER SPIEGEL-Artikel zum boomenden illegalen Spiel in Deutschland, in dieser Woche haben die Hamburger Morgenpost und die BILD Berlin nachgelegt. Offenbar werden die skandalösen Zustände vielerorts immer mehr zum Thema.
So hatte die Hamburger Morgenpost in ihrer Mittwoch-Ausgabe am 27. September das illegale Spiel sogar ganz groß auf der Titelseite: „Der beste Freund von Hamburgs Gangstern – Illegale Daddelautomaten: Ein Millionen-Geschäft. Und die Behörden sind machtlos.“
Auf der Seite 6 und 7 lautet die Überschrift, etwas variiert: „Das unfassbare Millionen-Geschäft mit illegalem Glücksspiel – Kriminalität: Mit unangemeldeten Automaten werden jeden Monat riesige Summen gemacht – am Staat vorbei. Wie das Modell funktioniert“.
Kriminelle erwirtschaften Millionengewinne
Das Versprechen an die Leser in dem Bericht aufzuzeigen, „wie das Modell funktioniert“, wird dann auch eingelöst. Die illegalen Automaten hätten sich regelrecht „in die deutschen Kommunen gefressen“. Und: „Kriminelle erwirtschaften hier Gewinne in Millionenhöhe.“ Dann die klare Ansage: „Es geht um Sucht, Betrug, Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Illegales Glücksspiel ist ein Problem, das nicht nur Spieler oder die legalen Anbieter betrifft, sondern alle.“ Denn Millionen gelangten am Fiskus vorbei direkt in die Taschen von Kriminellen.
Illegale Spielhöllen in Hamburg seien oft „als Bistros und Kneipen“ getarnt. In Hinterzimmern oder Kellern, aber auch in Kulturvereinen und Wettannahmestellen werde dann vor allem an Fungames gezockt. Verwiesen wird auf die auch für Hamburg relevanten Ergebnisse der Trümper-Studie. Offenbar hat die Hamburger Morgenpost mit Gundolf Aubke, Vorsitzender des Hamburger Automaten-Verbandes, gesprochen, der betont, dass den knapp 1 000 legalen Geräten in Spielhallen inzwischen rund 3 000 illegale Geräte gegenüberstehen. Um die 10 000 Euro würden die Kriminellen mit den manipulierten Geräten monatlich eintreiben.
Das illegale Spiel wird "nahezu gar nicht verfolgt"
Jan Reinecke, Landeschef beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), wird mit diesen anklagenden Worten zitiert: „Das für Kriminelle überaus einträgliche Geschäft mit dem illegalen Glücksspiel wird in Hamburg nahezu gar nicht verfolgt.“ Die Polizei sei auch vollkommen überlastet. Auch Clans seien in das illegale Spiel verstrickt, so Lars Osburg von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Von Spielerschutz keine Spur, denn: „Da zerstören Menschen ihre Leben.“
Der letzte Satz in dem um sachliche Information und Aufklärung bemühten Bericht der Hamburger Morgenpost: „Die GdP fordert die Erstellung von Lagebildern, gemeinsame Besprechungen von Staatsanwaltschaft, Polizei, Steuerfahndung und Bezirksämtern sowie regelmäßige gemeinsame Einsätze von Polizei, Zoll und Ordnungsbehörden.“
Bereits am Dienstag, 26. September, hatte auch die BILD Berlin das Glücksspiel-Thema auf dem Schirm, allerdings mit einem ganz anderen Aspekt: „Zu strenge Vorschriften! Legale Glücksspiel-Anbieter ziehen sich aus Berlin zurück“, so die Überschrift in großen Lettern.
Stecker: "Der Schwarzmarkt fällt nicht vom Himmel"
So lesen wir unter anderem: „Auch die Gauselmann AG hat ihr Geschäft in der Hauptstadt komplett aufgegeben. Die letzte von acht Filialen schloss im Mai, 130 Mitarbeiter waren von den Schließungen betroffen.“ Mario Hoffmeister, Gauselmann Gruppe, wird unter anderem mit diesen Worten zitiert: „Es gab immer mehr Auflagen, es war nicht mehr möglich, unsere Spielhallen wirtschaftlich zu betreiben.“ Dann hat man offenbar eine langjährige Mitarbeiterin, Frau Stollorcz, interviewt. Sie leitete stolze 33 Jahre lang eine Merkur-Filiale am Kurfürstendamm und berichtet von Gesetzen, die kein Gast mehr verstehen konnte.
DAW-Vorstandsprecher Georg Stecker wurde ebenfalls befragt. Sein glasklarer Kommentar: „Der Schwarzmarkt fällt nicht vom Himmel; er wird produziert, indem, wie in Berlin, das legale Angebot stark reduziert wird.“
Auch die Berliner Polizei bestätigt, dass sich durch den Rückgang der Spielhallen in Berlin von knapp 500 auf etwas über 100 die Zahl der illegal aufgestellten Automaten vervielfacht habe! Im laufenden Jahr seien bereits 210 illegale Automaten beschlagnahmt worden.