Gute Absichten – falsche Ergebnisse? Illegales Glücksspiel in NRW nimmt zu
Die Rheinische Post berichtet auf der heutigen Titelseite über starken Zuwachs an illegalem Glücksspiel in Nordhrein-Westfalen. Ein Schwerpunkt der Szene sei NRW, da sich vor allem in den Ballungsgebieten an Rhein und Ruhr „überproportional viele illegale Spielstätten“ befinden würden. Der komplette Bericht ist hier einzusehen (Paywall).
Rücken öfter aus als früher
Der Bericht verweist auf die Studie des kürzlich verstorbenen Spielsuchtexperten Jürgen Trümper, der 2022 an 314 von 363 bundesweit aufgesuchten Spielorten illegale Fungames festgestellt habe (Quote: 86,5 Prozent). Weiter wird in dem Artikel Arndt Borgmann, zuständiger Ordnungsamtsmitarbeiter in Hamm, zitiert, der einen spürbaren Zuwachs an illegalem Glücksspiel festgestellt habe. Borgmann: „Wir rücken im Team mit Polizei, Ordnungsamt, Zoll und Steuerfahndung öfter aus als früher.“
Die Polizeiliche Kriminalstatistik weise ebenfalls für NRW einen Zuwachs an Straftaten im Bereich illegales Glücksspiel aus: von 49 Fällen in 2018 auf 446 Fälle 2022.
Eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums führt die steigenden Fallzahlen „in der Hauptsache auf eine erhöhte Kontrolldichte“ zurück.
Besonders die Staatsanwaltschaft Dortmund habe die Bekämpfung illegalen Glücksspiels zu einem Schwerpunkt gemacht. In NRW würden zudem Zoll, Landespolizei, Landessfinanzverwaltung, Familienkasse, Bundespolizei und örtliche Ordnungsbehörden gegen das illegale Glücksspiel zusammenarbeiten.
Überregulierung des legalen Marktess
Die Ursache für das Wachstum des illegalen Marktes wird in der Überregulierung des legalen Glücksspiels ausgemacht: Ordnungsamts-Experte Borgmann: „Die Gewinnchancen sind im illegalen Markt nach oben offen, im legalen Markt stark eingeschränkt. Da steckt eine gute Absicht dahinter, die in der Realität leider zu ganz anderen Ergebnissen führt.“
Georg Stecker, Vorstandssprecher des Dachverbands Die Deutsche Automatenwirtschaft wird in dem Artikel ebenfalls zitiert: „Um das Wachstum des Schwarzmarktes nachhaltig zu begrenzen, brauchen wir neben einem gestärkten Vollzug ein ausreichend verfügbares und aus Kundensicht attraktives legales Angebot. Das stärkt den Spieler- und Jugendschutz am besten.“
Gerade in der Pandemie-Zeit habe das illegale Glücksspiel „besonders stark zugenommen“, so Borgmann.
Die Folgen des Wachstums der Fungames: „Spielsüchtige können innerhalb von Stunden Tausende von Euro verlieren. Das ist ein skrupelloses Geschäft mit dem Geld und der Gesundheit der Spielenden“, so Borgmann. Zugleich würden dem Staat durch das illegale Glücksspiel auch Steuereinnahmen entgehen – laut Wirtschaftsprofessor Justus Haucap insgesamt 3,7 Milliarden Euro in den Jahren von 2014 bis 2022.