Ein Diplomat in den Hallen der Macht und Inspirator wird 85 Jahre jung: Glückwunsch, Karl Besse!

Eine Foto-Erinnerung an die gewinnende Persönlichkeit von Karl Besse – in fröhlicher Runde von links: Ulrich Schmidt, Vorsitzender des Forums der Automatenunternehmer, VDAI-Vorsitzender Paul Gauselmann, BA-Präsident Karl Besse und DAGV-Vorsitzender Pit Arndt.
BA-Ehrenpräsident und DAV-Ehrenvorsitzender Karl Besse feiert am Mittwoch, 26. März 2025, seinen 85. Geburtstag. Wir wollen als AutomatenMarkt bereits am Vorabend des Jubiläums einen roten Teppich ausrollen und berichten von einem denkwürdigen Besuch bei dem DAV-Urgestein in Mechernich – die Reportage erschien vor zwei Jahren im AM 3/2023.
Mechernich gilt als Tor zum Nationalpark Eifel. In der 28 000 Einwohner zählenden beschaulichen Stadt mit großer Bergwerkstradition lebt seit vier Jahrzehnten Karl Besse.
Wenn man so will, war Karl Besse über viele Jahre auch so ein emsiger Bergarbeiter – im labyrinthischen Stollen politischer Kommunikation und Kontaktpflege. Doch dazu später mehr. Wir betreten das in den Hang gebaute Haus und treffen auf einen wie immer aufgeweckten, im Ton stets verbindlichen, humorvollen Zeitzeugen. Auf dem Büchertisch im Wohnzimmer aktuelle Neuerscheinungen wie „Streitbar: Was Deutschland jetzt lernen muss“ von Marie-Agnes Strack-Zimmermann und „Zeitenwende: Putins Krieg und die Folgen“ von Rüdiger von Fritsch. Niemand sieht Karl Besse an, dass er in diesem Monat sein 83. Lebensjahr vollendet.
Ein fast jungenhaftes Gesicht, der drahtige Schritt, die eloquente Rede, oft garniert mit geistreichen Bemerkungen – dieser Mann weiß noch immer in den Bann zu ziehen. Von 1992 bis 2014 war Karl Besse Vorsitzender des Deutschen Automaten-Verbandes (DAV), des NRW-Landesverbandes innerhalb des BA, stets einstimmig gewählt. Und von 2000 bis 2009 trug der gebürtige Münsterländer (Besse mit Augenzwinkern: „Der Westfale hält, was der Rheinländer verspricht.“) Verantwortung als Präsident des Bundesverbandes Automatenunternehmen.
Neue Wege gehen und mehr Modernität wagen
Wie kam eigentlich Karl Besse in unsere Branche? „Ich war Versicherungsspezialist bei der Allianz, bevor mich mein Vetter Ewald Bünder als Prokurist für Ruhr Automaten in Gelsenkirchen anwarb.“ Seine Erfolgsbilanz zwischen 1973 und 1983: Von 120 Gastro-Aufstellplätzen schnellte Ruhr Automaten auf 800 Aufstellplätze, zwölf Spielhallen und einen sehr ansehnlichen Immobilienbestand hoch. Der Wechsel zu Hellomat nach Mechernich wurde für den Finanzmanager dann allerdings zu einer „mission impossible“.
Zerstrittene Alteigentümer und ein Mangel an echten Geräteinnovationen konterkarierten den Aufbau eines Hellomat-Großhandelsnetzes zwischen Hamburg und München. 1987 machte sich Karl Besse schließlich selbstständig und legte mit Partnern ein Spielhallen-Investitionsprogramm auf. Letztlich habe man ein revolvierendes Kapitalflusssystem in Gang setzen können – dank lang gepflegter Kontakte zu den Hausbanken, nicht zuletzt aber auch dank der absoluten persönlichen Zuverlässigkeit.
1992 bewarb sich Karl Besse in einer Kampfabstimmung um das Amt des DAV-Vorsitzenden und wurde als Nachfolger von Rolf Nierfeld mit großer Mehrheit gewählt. Der 82-Jährige erinnert sich: „Meine Unterstützer und ich wollten entscheidungsfreudiger sein, neue Wege gehen und mehr Modernität wagen.“
"Wertschätzung kommt für mich immer vor Wertschöpfung"
Ein Amt, das Karl Besse im Jahr 2014 aufgab, um sich voll und ganz um seine schwer erkrankte Ehefrau Rosemarie kümmern zu können. Im Mai 2000 wird Karl Besse zum BA-Präsidenten gewählt, in der Nachfolge von Peter Schmid, dem es vor allem gelungen war, die Weichen für den Einzug des BA in das Verbändehaus am Berliner Weidendamm zu stellen. Um die Methode und das Wirken von Karl Besse verstehen und würdigen zu können, sei eine Anekdote kurz erzählt: Am Rande einer Diskussion zum Thema Erbschaftssteuer kam SPD-Grande Peter Struck mit diesen Worten auf den BA-Präsidenten zu: „Ich freue mich Sie hier zu treffen. Sie sind kein Erzähler! Ihnen kann ich wirklich vertrauen.“
Dazu Karl Besse: „Wertschätzung kommt für mich immer vor Wertschöpfung. Wichtig war mir stets das maßvolle Ausloten des Möglichen: Diplomatie statt Haudrauf. Mir lag daran, zu überzeugen statt zu überreden.“
Auf diese Weise sei es dem Ehrenpräsidenten im Vorfeld der neuen Spielverordnung 2006 gelungen, das zögernde Familienministerium auf seine Seite zu ziehen, plaudert der Gastgeber aus dem Nähkästchen. Was sieht der Nordrhein-Westfale im Rückblick als größten Erfolg an? „Unsere größten Erfolge waren die gelungene Einführung des Euro 2001 – mit Euro-Kongress in Nürnberg – und die Einführung der automatenspezifischen Ausbildungsberufe 2008.“
Das Öffnen der Branche hinein in die Sphäre der Politik
Daneben nennt Karl Besse den Umzug in das Berliner Verbändehaus, das Verbot der Fungames, einhergehend mit einer neuen, modernen Spielverordnung 2006, das Engagement im Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft als Vize-Präsident und das Öffnen der Branche hinein in die Sphäre der Politik, beispielsweise durch karitative Skatturniere im Bundestag. Gerne erinnert sich Besse an die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit BA-Geschäftsführer Harro Bunke.
Die große Expansionswelle im Zuge der neuen Spielverordnung 2006 sieht Karl Besse sehr kritisch: „Ich gehörte damals zu den Warnern. Die Branche schoss weit über das Ziel hinaus. Das konnte die Politik nicht gutheißen.“ Karl Besse ist wichtig, dass unsere Branche ihren starken Mittelstand auch in Zukunft sichern kann. Verhältnisse wie im Nachbarland Österreich „mit einem zerschlagenen Mittelstand“ sollten vermieden werden. Auch müsse der Trend hin zum illegalen Spiel gestoppt werden.
Im besten Fall soll der BA in einem guten, vertrauensvollen Einvernehmen mit dem VDAI agieren, wie ein funktionierender „Klettverschluss“. Das Verhältnis zum mächtigen Nestor der Branche Paul Gauselmann sei – unabhängig von einigen harschen Kämpfen – am Ende durchaus „resepektabel“ gewesen. Ab und an telefoniere man auch heute noch miteinander.
„Junge, vergiss nie ...“
Dass Karl Besse 2009 in einer Kampfabstimmung gegen Andy Meindl unterlag, sah und sieht der Mechernicher sportlich: „Bereits am nächsten Morgen telefonierte ich mit dem neuen BA-Präsidenten und den Vorstandsmitgliedern und sicherte allen meine Loyalität zu.“ Karl Besse ist froh, zu vielen Politikern und Gestaltern ein achtbares, ja freundschaftliches Verhältnis entwickelt zu haben. Unter anderem fallen Namen wie Norbert Lammert, Christian Lindner, Friedrich Merz, Andreas Pinkwart, Hartmut Schauerte, Hermann Otto Solms und Jens Spahn.
Von seinem Vater wurde ihm mitgegeben: „Junge, vergiss nie, wenn es dir gut geht, wie es anderen Menschen geht.“ Eine Maxime, die das lebenslange karitative Engagement von Karl Besse erklärt. Private Schicksalsschläge wie der Tod von Ehefrau Rosemarie (2017) und von Tochter Silvia (2019) – einer brillanten sechssprachigen Wirtschaftswissenschaftlerin mit guten Kontakten zu unserer Branche – haben Karl Besse stark herausgefordert. Sein katholischer Glaube (,,der Herrgott fängt uns alle auf“), die Familie und die Freunde sind dem Träger der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland eine große Stütze. Und dann gibt es ja auch noch die eine oder andere verbliebene Aufgabe, so als Senator im Europäischen Wirtschaftsforum.
"... der andere packt an und handelt"
Am besten kann Karl Besse in der Natur abschalten – bei der Jagd im hessischen Laubach oder bei den täglichen Spaziergängen durch die schöne Voreifel. Zwei Lebensmaximen sind ihm besonders ans Herz gewachsen. ,,Der eine wartet ab, bis sich was wandelt, der andere packt an und handelt!“ Und: „Tue recht und scheue niemand!“ Vielleicht ganz gute Blaupausen für ein gelingendes, erfülltes Leben.