01.02.2023

Die Großbaustellen des Sucht- und Drogenbeauftragten: Alkohol, Tabak und Glücksspiel

Burkhard Blienert, der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

"Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 150 000 Menschen an den Folgen von Alkohol- und Tabakkonsum, und jeder achte Erwachsene hat ein Problem mit dem Glücksspiel. Erwachsene konsumieren im Schnitt ungefähr elf Liter reinen Alkohols im Jahr, rauchen über 1 000 Zigaretten und setzen allein bei legalen Glücksspielen über 550 Euro ein", erklärt Burkhard Blienert.

Bei der Vorstellung seiner Arbeitsschwerpunkte für das Jahr 2023 stellt der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen weiter fest: "Mein Selbstverständnis ist, die Dinge beim Namen zu nennen, das, was getan werden muss. Wir brauchen in der Drogen- und Suchtpolitik einen echten Paradigmenwechsel, ein Umdenken. Wir können vor den gesundheitspolitischen Problemen nicht länger wegschauen. Kaum ein europäisches Land hat einen so liberalen Umgang mit Alkohol, Tabak und Co."

Konsequente Schritte gegen Alkohol- und Zigarettenreklame

Weiter betont Blienert: "Schritt Nummer eins ist, dass wir endlich für einen vernünftigen Jugendschutz sorgen und konsequente Schritte gegen die Alkoholwerbung einläuten: Raus aus den Sozialen Medien, dem Internet, raus aus dem Fernsehen und dem Radio, am Besten rund um die Uhr, aber zumindest zu den Hauptsendezeiten. Auch das Mindestalter für Alkohol muss auf den Prüfstand: Ab 14 im Beisein der Eltern trinken zu dürfen, ist einfach gesundheitspolitischer Unsinn vergangener Zeiten und muss abgeschafft werden."

Beim Rauchen und Dampfen gebe es enormen Nachholbedarf: "Wir müssen dringend die Fehler in der Werbegesetzgebung korrigieren. Rauchen ist tödlich. Und deshalb gibt es auch keinen Grund, weswegen an Kiosken, Supermarktkassen und Tankstellen noch immer mit bunten Bildern für Zigaretten, Erhitzer und E-Zigaretten geworben werden darf.“

Forderung: Sportwettenwerbung vor 21 Uhr untersagen

Blienert fordert auch beim Glücksspiel besseren Jugend- und Verbraucherschutz. Hier liege die Zuständigkeit bei den Ländern: In einem ersten Schritt  sollte in TV, Radio und Internet auch die Sportwettenwerbung vor 21 Uhr untersagt werden, wie es bei Online-Casinos bereits der Fall ist. Denn Werbung habe gerade auf Jugendliche und Menschen mit Suchtproblemen einen signifikanten Einfluss.

„Ich kann verstehen, wenn für manchen eine gute Bratwurst zum Gang ins Stadion gehört. Sein Geld mit Sportwetten zu verzocken, hat mit echtem Sport aber so gar nichts mehr zu tun“, so der Suchtbeauftragte.

Außerdem kündigt Burkhard Blienert an, sich für eine Stärkung von Suchtprävention und Beratung im Rahmen der kontrollierten Abgabe von Cannabis einzusetzen.