DHS Jahrbuch Sucht 2023 liegt vor
Das am 26. April veröffentlichte DHS Jahrbuch Sucht 2023 bündelt die aktuellsten Zahlen und Fakten zu Alkohol, Tabak, illegalen Drogen, Glücksspiel und weiteren drogen- und suchtbezogenen Themenstellungen.
Dem Jahrbuch zufolge trinken Millionen Menschen in Deutschland zu viel Alkohol.
„Obwohl der Alkoholkonsum im Vergleich zu den Vorjahren weiter gesunken ist, wird in Deutschland immer noch deutlich mehr Alkohol getrunken als im weltweiten Durchschnitt“, sagt Prof. Dr. Norbert Scherbaum, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) anlässlich der Veröffentlichung des DHS Jahrbuch Sucht 2023.
Alkoholkonsum weiter gesunken – Deutschland bleibt Hochkonsumland
Auf 10,0 Liter Reinalkohol pro Person ab 15 Jahren beziffert das DHS Jahrbuch Sucht 2023 den Konsum in Deutschland im Jahr 2020. Deutschland sei nach wie vor ein Hochkonsumland. Hierzulande würden 7,9 Millionen Menschen zwischen 18-64 Jahren Alkohol in gesundheitlich riskanter Weise (30-Tage Prävalenz) konsumieren: Sie trinken durchschnittlich mehr als 12 g (Frauen) beziehungsweise 24 g (Männer) reinen Alkohol pro Tag. Das entspricht in etwa einem beziehungsweise zwei kleinen Bier (0,3 l). DHS-Geschäftsführerin Christina Rummel fordert „geeignete alkoholpolitische Maßnahmen“, um den Konsum der Deutschen zu senken.
Rauchen weiter rückläufig – Cannabis meistkonsumierte illegale Droge
Das Rauchen ist in Deutschland nach wie vor verbreitet, aber weiter rückläufig. Nach Angaben des Mikrozensus rauchten 2021 rund 16 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer. Der Pro-Kopf-Verbrauch habe 2022 bei 791 Zigaretten gelegen, 2021 waren es noch 863 Zigaretten. Dies ist der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung.
Bei den illegalen Drogen nimmt laut Jahrbuch Cannabis die prominenteste Rolle ein – sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen. In Deutschland konsumierten in den letzten zwölf Monaten circa 4,5 Millionen Personen (zwischen 18-64 Jahren) Cannabis.
Starker Zuwachs bei Sportwetten
Die Umsätze (Spieleinsätze) auf dem legalen Glücksspiel-Markt in Deutschland sind laut Jahrbuch Sucht in 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 14,6 Prozent auf 53,4 Milliarden Euro angestiegen. Das liege vor allem an einem starken Zuwachs im Segment der Sportwetten (plus 409,6 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro). Der starke Anstieg (im legalen Bereich) sei auf die Legalisierung der Sportwetten im Rahmen des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV 2021) zurück zuführen, der am 1. Juli 2021 in Kraft getreten ist.
Große Rückgänge bei Spielbanken und Geldspielautomaten
Auswirkungen der Corona-Pandemie seien sowohl in Bezug auf Umsätze als auch Bruttospielerträge der Anbieter von Glücksspielen (Ausnahme: Sportwetten) erkennbar. Laut Jahrbuch Sucht fallen die Rückgänge in den Segmenten Spielbanken und Geldspielau- tomaten mit bis zu 59,3 Prozent besonders stark aus. Die rund 210 000 aufgestellten gewerblichen Geldspielautomaten in Spielhallen und gastronomischen Betrieben verzeichneten mit minus 41,4 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro einen deutlichen Umsatzrückgang. In 2020 waren die Geräte noch der größte Umsatzträger. Mit einem Anteil von 19,6 Prozent belegten sie dem Jahrbuch zufolge in 2021 nur noch Platz drei, nach Sportwetten (34,1 Prozent) und Angeboten des Deutschen Lotto- und Totoblocks (28,9 Prozent).
Teilnehmerzahl an Glücksspielen rückläufig
Auch die Teilnehmerzahl an Glücksspielen ging laut Jahrbuch Sucht zurück. 2021 haben sich 29,7 Prozent der 16- bis 70-Jährigen an Glücksspielen beteiligt. Dies entspräche einem Rückgang von acht Prozent im Vergleich mit 2019. Bezogen auf einzelne Spielformen seien Spieler an Geld- und Glücksspielautomaten mit 33,4 Prozent beziehungsweise 31,5 Prozent am häufigsten von einer glücksspielbezogenen Störung betroffen, gefolgt von Live-Wetten mit 29,7 Prozent.
Anzahl an Spielersperren steigt
Mit dem Glückspielstaatsvertrag 2021 wurde zum 1. Juli 2021 OASIS als bundesweit zentrales, spielformübergreifendes Sperrsystem eingeführt. OASIS enthielt laut Jahrbuch Sucht Ende des Jahres 2021 insgesamt 106 869 Sperrsätze. 43,3 Prozent der Sperrsätze entfielen auf Spielbanken. 29,1 Prozent auf Sportwetten und 22,3 Prozent auf Spielhallen. In 2022 sei sie weiter angestiegen auf mehr als 150 000 (befristete Sperren: rund 23 Prozent, unbefristete Sperren: rund 77 Prozent; Stand: November 2022). Auf einer Selbstsperre beruhten 98 433 (92,1 Prozent) der Sperrsätze. Auf einer Fremdsperre 8 436 (7,9 Prozent).