BA-Treffen in Berlin: Immer mehr Schwarzmarkt – Unternehmer funken SOS – gemeinsam arbeiten für ein attraktiveres Spiel!
Die elf Landesverbände und zwei Fachverbände innerhalb des Bundesverbandes Automatenunternehmen werden willkommen geheißen. Und: DAW-Vorstandssprecher Georg Stecker wird vom BA-Präsidenten Thomas Breitkopf (rechts) begrüßt.
„Wir brauchen als Unternehmer Planungssicherheit – wir planen in Generationen und nicht in Legislaturperioden.“ Ein Zitat von Benedict Jentzsch, das sicher vielen Branchenangehörigen aus der Seele spricht.
Impressionen, von links oben im Uhrzeigersinn: Der Veranstaltungssalon „Barcelona“ im Eurostars Hotel Berlin. – Stefan Dreizehnter mit seinem Vortrag „Interview mit der Zukunft“. – Freddy Fischer mit reichlich Kritik an die Adresse der Politik. Das BA-Vorstandsmitglied will trotzdem Optimist bleiben: „Zukunft kommt von Zuversicht.“ – Die weiteren Mitglieder des BA-Vorstandes, von links: Julia Voß, Präsident Thomas Breitkopf, HAV-Chef Gundolf Aubke und Johanna Bergstein. Außerdem: Simone Storch (2. von links), BA-Geschäftsführerin.
Weitere Impressionen, von links oben im Uhrzeigersinn: Simone Storch, zumeist in der Rolle der Moderatorin. – AVN- und FSH-Chef Frank Waldeck (2. von rechts) mit einem Sachbeitrag, flankiert von Andreas Braun und Stella Schoo, außerdem Nadine Ippensen (links) – HMV-Vorsitzender Michael Wollenhaupt, flankiert von Michael Stang und BA-Justiziar Stephan Burger (rechts). – Der BAV-Präsident Andy Meindl mit FGA-Chefin Sabine Dittmers-Meyer und RA Mirko Benesch.
Weitere Impressionen, von links oben im Uhrzeigersinn: AVBW-Vorsitzender Dirk Fischer, RA Tim Hilbert, AVRP-Vorsitzender Michael Thiery und Christoph Eberlin (von links). – NAV-Chef Detlev Graß, RA Professor Dr. Florian Heinze und Martin Reuvers (von links). – AVS-Chef Rudolf Buchheit, flankiert von Oliver Ickenroth (links) und RA Harro Bunke, außerdem Markus Schackmann (rechts). – Steffen Rehr (rechts) mit Frank Sengpiel (2. von rechts) und RA Sven Achnitz (3. von rechts).
Weitere Impressionen, von links oben im Uhrzeigersinn: AVSH-Vorsitzender Wolfgang Voß (rechts) mit Steffen Rehr. – HAV-Chef Gundolf Aubke mit Johanna Bergstein. – Eine Auflistung aller anwesenden Landes- und Fachverbände, die zum Bundesverband Automatenunternehmen gehören. – Rogier Wassen mit Michael Stang und Michael Wollenhaupt (von links).
Keine Frage, unsere Branche ist nach Jahren zumeist willkürlicher Überregulierung dünnhäutig geworden. Wenn sogar Freddy Fischer, erfahrener Automatenunternehmer, ewiger Ermutiger und Anstifter der segensreichen Freddy Fischer Stiftung, jetzt mit der Politik hart ins Gericht geht, dann sollte die Legislative aufhorchen!
Am 4. und 5. Juni traten drei Dutzend Spitzenvertreter der Landes- und Fachverbände des Bundesverbandes Automatenunternehmen (BA) zur Jahreshauptversammlung in Berlin zusammen. Die Branche braucht bessere Rahmenbedingungen und eine Spielverordnung, die den Bedürfnissen der Spielgäste entgegenkommt. Die Branche braucht zwangsläufig also auch ein attraktiveres Spiel, so die klare Forderung von BA-Präsident Thomas Breitkopf. Gut, dass sich alle wichtigen Player in den Landes- und Fachverbänden erkennbar diesem Ziel verpflichtet fühlen.
Satzungsänderungen
Einen Verband zu führen heißt auch, ab und an an der Satzung zu schrauben. So wurden zwei Satzungsänderungen beschlossen. Um mit der Zeit zu gehen, heißt der Bundesverband Automatenunternehmer (eine Bezeichnung, die Unternehmerinnen vielleicht sprachlich ausschließen könnte) jetzt Bundesverband Automatenunternehmen. In der zweiten Satzungsänderung wurde entschieden, dass Vorstandswahlen künftig nicht mehr alle zwei Jahre, sondern alle drei Jahre stattfinden. So hat der Vorstand mehr Zeit, in stabiler Zusammensetzung Ergebnisse zu erzielen.
Im internen Teil der Versammlung am ersten Tag wurden zudem aktuelle Branchenthemen intensiv diskutiert: die Spielverordnung, die Vergnügungssteuer – insbesondere die jüngsten negativen Ausschläge in Städten wie Wiesbaden (Hessen), Speyer (Rheinland-Pfalz) oder Schutterwald (Baden-Württemberg) – und der Glücksspielstaatsvertrag, der in seiner jetzigen Form das legale Spiel schwächt und das illegale Spiel stärkt.
"Der illegale Markt, das unbekannte Wesen"
Außerdem sprach Professor Dr. Jens Junge vom Institut für Ludologie über „Der illegale Markt, das unbekannte Wesen – eine wissenschaftliche Annäherung“. Der BA will die Datenbasis hier unbedingt mit möglichst validen Zahlen erweitern. Eine entsprechende Studie ist bereits in Planung. Wie zu hören war, hatte zudem Thomas Kießling, Automatenunternehmer aus dem fränkischen Hof und BAV-Vizepräsident, ordentlich Tacheles geredet, nicht ohne sein sympathisches halbspanisches Temperament. Aber wir wollen Details aus dem internen Teil nicht ausplaudern.
Öffentlich war allerdings die nicht minder zornige Rede von BA- und DAV-Vorstandsmitglied Freddy „Mister Gastro“ Fischer am Tag 2 der Jahreshauptversammlung. Selbst ihm falle es nicht leicht, im Angesicht der Lage Zuversicht zu verbreiten: „Wir müssen unsere Probleme klar benennen. Wir funken alle SOS, aber fast kein Politiker nimmt dieses SOS ernst. Dass der Staat uns nicht vor dem illegalen Spiel schützen kann, kommt schon fast einem Staatsversagen gleich.“
Das Spielerlebnis verliere von Jahr zu Jahr an Reiz. „Es wurden unsinnige Einschränkungen erlassen wie die Pausenregelungen im Spiel und dass jedes Spiel per Hand gestartet werden muss. Und die Vergnügungssteuererhöhungen schnüren uns immer mehr den Hals zu.“
Politiker haben die Pflicht zur Fairness
Auch das: „Viele haben aus Gram über den wirtschaftlichen Niedergang und die Verengungen des politischen Diskussionsraumes ihre Stimme verloren. Jetzt muss es uns darum gehen, diese Stimmen wieder zum Klingen zu bringen.“
Immerhin: Viele Qualitätsmedien hätten in den vergangenen Monaten klar zum Ausdruck gebracht, wie mächtig und gefährlich der illegale Automatensektor geworden ist. Freddy Fischer weiter: „Die Politiker haben die Pflicht, fair zu sein zu uns.“ Die umsatzbezogene Schwarzmarktquote im Glücksspiel liege zurzeit bei über 50 Prozent. Tendenz weiter steigend! Eine überzogene Regulierung zerstöre gleichzeitig das legale Spiel in einigen Bundesländern.
Spielhalle der Zukunft
„Wir sind angetreten, um eine enkelfähige legale Zukunft für unsere Unternehmen zu schaffen, so wie wir es schon einmal im Jahr 2006 geschafft haben.“ Damals konnten durch eine neue Spielverordnung rund 80 000 illegal aufgestellte Geräte im Markt eliminiert werden. Aber genau dieses Faktum sei bei den politischen Akteuren offenkundig noch nicht angekommen.
Und klar sei auch: „Immer mehr Schwarzmarkt bedeutet auch immer weniger Jugendschutz und weniger Verbraucherschutz.“ Freddy Fischer wünscht sich eine Spielhalle der Zukunft, „die einen neuen Konzessionsbegriff mit mehr als zwölf Geräten lebt und die die Möglichkeit bietet, andere zusätzliche Angebote in unseren professionellen Betrieben anzubieten“.
In der anschließenden Diskussion nach dem beherzten Vortrag ging es unter anderem darum, wie man mehr Mitglieder mobilisieren kann, sich aktiv für Branchenbelange einzusetzen.
Gremien und Projektarbeit
Weiterhin wurden unter dem Tagesordnungspunkt „Gremien und Projektarbeit“ diverse Themen abgehandelt.
Insbesondere: die BA-Arbeitsgruppe Vergnügungssteuer, die Arbeit im BDWi, das bewährte Meldeportal BAlarm in der Praxis, die geplante Zusammenarbeit mit Anbietern von Sozialkonzepten in digitaler Form, die Seminar-Angebote der BAkademie, das neue Tool Policylead, das effektiv helfen soll, rechtzeitig von geplanten Steuererhöhungen zu erfahren, die Info-Veranstaltungen Gewerbliches Geldspiel für Behördenmitarbeiter, ein neuer vierseitiger Info-Flyer als Handreichung bei Gesprächen mit Behördenvertretern und Politikern, die Datenerhebung „Performance Automatenunternehmen“ (PAU) mit bisher eher schwacher Resonanz und die starke Arbeit der BA Young Professionals, die sich Mitte Oktober erneut treffen wollen und die bereits mit dem Leitfaden Nachhaltigkeit Neuland betraten.
Schon dieser Auszug macht deutlich, wie vielfältig und anspruchsvoll das Aufgabenspektrum des Bundesverbandes Automatenunternehmen ist.
"Apokalypse" in Bremen
In der Länderrunde wurde die Situation in den Bundesländern abgefragt: Licht und Schatten gleichermaßen! So war beispielsweise zu erfahren, dass in Hamburg 90 Prozent der Verfahren wegen illegalem Glücksspiel ruckzuck eingestellt werden – zum Ärger der Anzeigenerstatter. Die Anzahl der illegalen Automaten in der Elbe-Metropole wächst und wächst, aktuell geschätzte 3 000 Geräte!
Anders Schleswig-Holstein: Hier sind effiziente Sonderermittlungsgruppen mit klarem Auftrag im Einsatz, und die Judikative funktioniert gut. Auch in Bayern sind Ordnungskräfte und Justizministerium inzwischen hellwach in puncto Bekämpfung des illegalen Spiels.
Eine regelrechte „Apokalypse“ (Detlev Graß) für die Branche vollzieht sich dagegen in Bremen, wo 30 Betriebe bereits schließen mussten. Bei dem 500-Meter-Abstandsgebot zwischen Spielhallen und von Spielhallen zu diversen Kinder- und Jugendeinrichtungen bleibt kein Stein mehr auf dem anderen.
Schwierig auch die Situation im Saarland. Die staatlichen Spielbanken mit ihren Wettbewerbsvorteilen – keine Abstandsregelung, kein Rauch- und Speiseverbot, Alkoholausschank, erlaubte Mehrfachbespielung, praktisch fast unbegrenzte Einsätze und Gewinne – sind auf sieben Standorte mit 743 Automaten angewachsen, während das gewerbliche Spiel von einst über 2 500 Automaten auf unter 1 000 zu Tode reguliert wird.
Ein Thema, das Hilflosigkeit auslöst
Einen spannenden Blick auf die Generation Y (geboren zwischen 1980 und den späten Neunzigerjahren) wagte Stefan Dreizehnter von games & business, unsere Magazin-Kollegen aus Mainz. Er hatte Interviews mit jungen Automatenunternehmerinnen und Automatenunternehmern ausgewertet. In dieser Generation sitze die Enttäuschung tief, dass der Staat die legalen Unternehmen nicht vor den illegalen Anbietern schützt. „Das Thema hat eine solche Wucht, dass es alles schlägt, was bisher da war. Und es löst große Hilflosigkeit aus“, so Dreizehnter. Hier sollte man vielleicht stärker mit Kampagnen gegen das illegale Spiel und für einen besseren Vollzug arbeiten, so die Anregung.
Ansonsten dieses Fazit: Die Jüngeren sind erstaunlich aktiv in der Kommunikation mit der Politik. Anzuraten sind Argumentationshilfen und Workshops zu den wichtigsten Branchenthemen. Und perspektivisch diese Ergänzung: Die Branche ist derzeit sehr damit beschäftigt, den Alltag zu bewältigen. Dabei sollte man aber auch „eine Vision für die Branche und die Spielstätte 2035“ entwickeln, so Stefan Dreizehnter.
Junge Menschen begeistern und einbeziehen
Frank Waldeck schilderte in der Diskussion, dass es immer noch am besten sei, die jungen Menschen ohne Umschweife direkt in die Vorstände zu holen. Auch Detlev Graß und Dirk Fischer schilderten positive Erfahrungen. Thomas Breitkopf wünscht sich zusätzlich mehr Eigeninitiative von der Generation Y: „Aber natürlich sollten wir junge Menschen begeistern, mehr Verantwortung zu übernehmen.“ Spannend auch der Gedanke vom früheren BA-Geschäftsführer Harro Bunke, so etwas wie die Auszeichnung „Golden Jack“ wieder aufleben zu lassen. Denn so könne man – während der Auszeichnung – mit den politischen und behördlichen Akteuren vor Ort sehr gut in einen Dialog treten.
Dass schließlich auch DAW-Vorstandssprecher Georg Stecker das Treffen besuchte und die Arbeit der Ehrenamtlichen im Bundesverband Automatenunternehmen würdigte, war ein ausgezeichnetes Finale des zweitägigen BA-Treffens. „Das Thema Illegalität ist in der Politik massiv angekommen“, macht Stecker Mut. Vielen ist klar geworden: So kann es nicht weitergehen!
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen
Hier alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen der BA-Jahreshauptversammlung am 4. und 5. Juni 2024 in Berlin auf einen Blick – in alphabetischer Reihenfolge: RA Sven Achnitz, Gundolf Aubke, Johanna Bergstein, RA Mirko Benesch, Thomas Breitkopf, Andreas Braun, Rudolf Buchheit, RA Harro Bunke, Sabine Dittmers-Meyer, Hendrik Dürschlag, Christoph Eberlein, Dirk Fischer, Freddy Fischer, RA Lüder Gause, Detlev Graß, RA Tim Hilbert, RA Professor Dr. Florian Heinze, Oliver Ickenroth, Nadine Ippensen, Thomas Kießling, Andy Meindl, RA Hendrik Meyer, Steffen Rehr, Martin Reuvers, Frank Sengpiel, Markus Schackmann, Stella Schoo, Michael Stang, Michael Thiery, Alexander Todt, Julia Voß, Wolfgang Voß, Frank Waldeck, Rogier Wassen und Michael Wollenhaupt.