24.07.2000

Werden Midway und Microsoft neue Partner?

Seit Monaten bereits spricht die Branche über eine engere Zusammenarbeit zwischen Midway und Microsoft. Als Hauptargument wird angeführt, dass Microsoft für seine neue Spielkonsole, die im Jahr 2001 auf den Markt kommen soll, keine eigene Spieleentwicklung besitzt. Man ist also darauf angewiesen, von freien Spieleentwicklern oder auch von der Konkurrenz wie Sega und Nintendo Spiele zu kaufen beziehungsweise zu lizenzieren. Diese Art der Spielebeschaffung ist zwar relativ preiswert. Auf der anderen Seite aber wäre Microsoft damit abhängig von dritten Firmen. Die wiederum könnten häufig andere Interessen im Spielegeschäft haben als der künftige Gigant Microsoft. Es würde also durchaus Sinn machen, mit Midway zu kooperieren. Denn bedingt durch die Übernahme von Atari verfügt Midway über ein großes Kontingent von unterschiedlichsten Videospielen. Auch hier gilt natürlich wieder der alte Spruch „Wenn man ein Glas Milch trinken will, muss man nicht die ganze Kuh kaufen.“ Wobei natürlich nicht gesagt sein soll, dass sich Microsoft mit einem Glas Milch zufrieden gibt oder dass Midway eine Kuh ist. Um den vielfältigen Spekulationen etwas tiefer auf den Grund zu gehen, sprach deshalb vor einigen Tagen Hans H. Rosenzweig mit Neil Nicastro, dem Präsidenten von Midway, über dieses Thema. Nicastro und Hans H. Rosenzweig sind alte Freunde aus den Flipperzeiten. Sie haben aber auch Zehntausende von Videospielen zusammen vermarktet. Neil Nicastro hat bei diesem Gespräch eine engere Zusammenarbeit mit Microsoft nicht ausgeschlossen. Er betonte, dass es vielfältige Möglichkeiten einer Zusammenarbeit gäbe und es, wie so oft, natürlich auch auf den Preis ankomme. Sollte Microsoft unbedingt eine eigene Firma für die Entwicklung von Videospielen haben wollen und den richtigen Preis dafür akzeptieren, scheint Midway von einem Kauf durch den reichsten Mann der Welt, Bill Gates, nicht abgeneigt zu sein. Natürlich gibt es auch noch vielfältige andere Möglichkeiten einer Zusammenarbeit. Es wäre denkbar – und das liegt näher –, dass Microsoft einen Anteil von Midway erwirbt und damit auch einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung von Spielen hat. Midway könnte dann weiterhin auf dem Münzsektor selbstständig agieren. Aus Sicht eines Automatenfachmannes wäre dies eine nahezu ideale Lösung. Sie würde Midway Ressourcen verschaffen, immer wieder neue Spiele zu entwickeln. Auf der anderen Seite könnte die Münzautomatenwirtschaft von dieser Entwicklungskraft profitieren, ohne riesige Stückzahlen abnehmen zu müssen, die natürlich nötig sind, um die Entwicklung anspruchsvoller Videospiele zu finanzieren. Doch noch ist alles offen und Microsoft plant auch erst im Jahre 2001 mit der Spielkonsole, die aber mehr einem PC ähnelt, auf den Markt zu kommen. Bis dahin wird man auf jeden Fall Sorge getragen haben, dass es für diese neue Microsoft-Konsole auch genügend Spiele gibt. Wahrscheinlich vorwiegend aus dem Hause Midway.