12.07.2022

Steuerzahlergedenktag 2022: Von 1 Euro bleiben nur 47 Cent

Von einem Euro bleiben den Steuerzahlern 47 Cent. Grafik: Deutsche Steuerzahlerinstitut (DSi)

Der Steuerzahlergedenktag 2022 ist am Mittwoch, den 13. Juli. Ab 11:28 Uhr arbeiten die Bürger wieder für ihr eigenes Portemonnaie.

Das gesamte Einkommen, das die Steuer- und Beitragszahler vor diesem Datum erwirtschaftet haben, wurde – rein rechnerisch – durch Steuern und Abgaben an öffentliche Kassen abgeführt. Damit liegt die Einkommensbelastungsquote für einen durchschnittlichen Arbeitnehmer-Haushalt in diesem Jahr bei voraussichtlich 53 Prozent. Diese Prognose hat das Deutsche Steuerzahlerinstitut (DSi) auf Basis repräsentativer Haushaltsumfragen des Statistischen Bundesamts vorgelegt. Demnach gehen von jedem verdienten Euro 53 Cent an den Staat – nur 47 Cent bleiben zur freien Verfügung.

Belastung steigt

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Belastung damit um 0,1 Prozentpunkte gestiegen. Ursache dafür sei zum Beispiel die historisch hohe Inflationsrate, die zu steigenden Verbraucherpreisen und somit höherer Belastung durch die Umsatzsteuer führt. Hinzu komme eine Summe kleinerer Effekte: Im Bereich der Sozialversicherungen ist der Beitragssatz für Kinderlose in der Pflegeversicherung um 0,1 Prozentpunkte gestiegen. Im Vorjahresvergleich sind zudem die CO2-Abgaben auf Kraft- und Heizstoffe um 20 Prozent und die Rundfunkabgabe um fünf Prozent erhöht worden.

„Schließlich ist die kalte Progression in diesem Jahr nur unzureichend abgebaut worden – trotz des Steuerentlastungsgesetzes 2022“, heißt es in einer Pressemitteilung des DSi. Auch trotz der beschlossenen Energiepreispauschale, der temporären Senkung der Energiesteuer, der Umfinanzierung der EEG-Umlage und des erhöhten Arbeitnehmer-Pauschbetrags bleibe die Belastung unvermindert hoch.

Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler Deutschland (BdSt), richtet seinen 3-Punkte-Appell an die Bundesregierung

  1. Abbau der kalten Progression im Einkommensteuerrecht

  2. Absenkung des Stromsteuersatzes und die Reduktion des Mehrwertsteuersatzes auf Heizstoffe

  3. Politisches Ziel muss laut Holznagel sein, die Belastungsquote unter die 50-Prozent-Marke zu drücken. Ein echter Schritt in diese Richtung sei die von unserem Institut vorgeschlagene Einkommensteuerreform. Holznagel plädiert für eine durchgreifende Reform vor allem zugunsten der Mittelschicht

Zum Steuerzahlergedenktag stellt BdSt-Präsident Reiner Holznagel klar:

„Mit Steuern, Abgaben und Zwangsbeiträgen werden wichtige Leistungen für die Bürger finanziert. Selbstverständlich haben sie in der ersten Jahreshälfte nicht umsonst gearbeitet – zum Großteil fließen die Steuer- und Beitragszahlungen in Form von staatlichen Leistungen direkt oder indirekt an die Bürgerinnen und Bürger zurück.“

Zugleich lege der Steuerzahlergedenktag in diesem Jahr offen, dass immer noch mehr als die Hälfte des von Arbeitnehmern erwirtschafteten Einkommens staatlich umverteilt und verwaltet werde – trotz aller politischen Entlastungspakete. Wenn also mehr als die Hälfte des persönlichen Einkommens mit Steuern und Abgaben belegt wird, widerspreche dies dem Fairnessgedanken.

„Somit fordern wir eine Diskussion darüber, ob diese hohe Belastung der Bürger gerechtfertigt ist und ob die zahlreichen Leistungen sowie die Systeme selbst effizient und nachhaltig sind. Hier sehen wir viel Potenzial, um die Einkommensbelastung zu senken, damit die Menschen mehr Geld zur freien Verfügung haben“, sagt Holznagel.