Reißerische Dokumentation auf Arte macht Millionen Sportwetten-Kunden zu willenlosen Opfern
Am heutigen 10. Oktober strahlt der TV-Kultursender Arte die problematische, überaus polemisch und ideologisch berichtende französische Dokumentation „Sportwetten, das Milliardenbusiness“ aus.
Auf arte.tv wird für die Doku mit diesen Worten beworben: „Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Anbieter für Sportwetten geradezu explodiert. Diese treiben ganz legal ihr Geschäft mit der Spielsucht. Sie gehören zu international agierenden Unternehmen, deren Einflussbereich sich bis in die Welt des Sports und der Politik erstreckt. Ihre Methoden sind umstritten, ihre Lobby ist mächtig.“
Aggressive Kampfansage statt nachprüfbarer Informationen
Dann die reißerische, aggressive Kampfansage: „Wie dem Milliardenbusiness das Handwerk legen?“
Objektive, ausgewogene und differenzierende Informationen dürfen von dieser Linda Bendali-Dokumentation also nicht erwartet werden – dieser Eindruck entsteht bereits beim Lesen der TV-Ankündigung.
Weiter im offiziellen Arte-Text, der nur ein Schwarz-Weiß kennt: „Die Sportwetten-Branche macht Milliardenumsätze und profitiert dabei ungestraft von den Schwächsten der Gesellschaft. Jeden Tag fließen in Europa rund 37 Millionen Euro in Wetteinsätze. In den letzten 20 Jahren hat sich der Markt um das 40-fache vergrößert. Dieser Erfolg ist keine Modeerscheinung, sondern das Ergebnis einer perfiden Marketingstrategie.“
In der Realität: Selbstbewusste Akteure mit Freude an Sport, Spiel und Wettbewerb
Der absurde Eindruck wird erweckt, als wenn die Freunde der Sportwette „die Schwächsten“ sind und Opfer von finsteren Mächten. In der Realität erleben wir aber selbstbewusste Akteure mit Freude an Sport, Spiel und Wettbewerb.
Zu jedem großen Sportereignis würden verschiedene Plattformen „den öffentlichen Raum mit Spielanreizen überschwemmen“, klagt Arte an. Gemeint wird konkret: „Werbung in Dauerschleife, Omnipräsenz in den sozialen Netzwerken, Sponsoring von Sportsendungen und Fußballvereinen, Zusammenarbeit mit Sportstars und Influencern.“
Im direkten Anschluss diese fast schon apokalyptische Behauptung und Dramatisierung: „Immer mehr Menschen rutschen durch die aggressive Werbung in die Spielsucht. Manche von ihnen werden bis in den Ruin, sogar den Suizid getrieben.“
Eine Behauptung ins Blaue hinein
Weiter heißt es in der Arte-Verschwörungserzählung: „Die meisten Internet-Plattformen gehören zu fünf multinationalen Unternehmen, die von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt agieren und mit ihrem Geld Sportclubs und Parteien finanzieren. Wie die Tabakindustrie arbeiten auch sie daran, Suchtverhalten zu fördern. In Frankreich stammen 60 Prozent ihres Umsatzes von Menschen mit problematischem Spielverhalten. Die Unternehmen schrecken vor keiner Art der Manipulation zurück und greifen teilweise sogar in die Gesetzgebung ein. Die Gesundheitswissenschaft schlägt Alarm und fordert staatliches Handeln, doch die meisten europäischen Länder ignorieren das Problem.“
Für die Behauptung ins Blaue hinein, dass angeblich 60 Prozent des Sportwetten-Umsatzes „von Menschen mit problematischem Spielverhalten“ generiert werde, werden natürlich keinerlei Belege geliefert
Immer wieder ist die Rede von "Opfern"
Abschließend heißt es in diesen journalistisch höchst fragwürdigen Text über eine nicht weniger fragwürdige Doku – und wieder wird ein Opfer-Mythos beschworen: „Linda Bendali hat das Vorgehen der Anbieter für Sportwetten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien untersucht. Mit welchen Mitteln und Versprechen locken sie ihre Opfer? Wer unterstützt sie dabei? Was kann man gegen ihren zunehmenden Einfluss tun? Sind Regierungen und Sportclubs zu wirksamen Maßnahmen bereit, auch wenn ihnen dadurch Millionen von Euro entgehen?“
Die Dokumentation ist zu sehen am Dienstag, 10. Oktober von 20.15 bis 21.40 Uhr auf Arte, wahlweise auch in der Arte-Mediathek bis zum 22. Dezember 2023.