NAV-Vorsitzender Detlev Graß: „Wir werden nicht reguliert, sondern vernichtet“
„Stand heute befürchten wir, dass wir 124 Mitarbeitern kündigen müssen“, sagt Detlev Graß, Vorsitzender des Nordwestdeutschen Automaten-Verbandes (NAV) am 27. Juni im von Radio Bremen produzierten Regionalmagazin „buten un binnen“.
„Wir stehen vor einem Trümmerhaufen“, sagt Graß. Die Glücksspielindustrie sei schlecht reguliert.
Regionalmagazin "buten un binnen" thematisiert drastische Einschnitte
Die Fernsehsendung interviewte neben Detlev Graß auch den BA-Präsidenten Thomas Breitkopf. Hier geht es zum „buten un binnen“-Beitrag, der auch ein gut dreiminütiges Video enthält.
Ab dem 1. Juli gelten verschärfte Regeln im Land Bremen. Dann müssen zwischen zwei Spielhallen oder einer Spielhalle und einem Wettbüro statt 250 Metern mindestens 500 Meter Abstand liegen. Diese 500 Meter Mindestabstand gelten auch zu Schulen. Das Zutrittsalter steigt auf 21 Jahre. Getränke und Speisen dürfen in Spielhallen nicht mehr angeboten werden.
Gravierende Mindestabstände im Stadtstaat
Gravierend sei laut Graß vor allem die Abstandsregel zu Schulen. Im Stadtstaat Bremen seien damit nicht nur bildende Schulen gemeint, sondern auch Koch-, Medizin- und Pflegeschulen, kritisiert Graß.
Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) äußert sich schriftlich: „Die verschärften Abstandsregeln werden dazu beitragen, dass sich die Konzentration von Spielstätten gerade auch in benachteiligten Stadtteilen auf ein Minimum reduzieren wird.“
Von 120 auf 30 Spielhallen – 700 Arbeitsplätze gehen verloren
Schätzungen zufolge blieben nach diesen Verschärfungen von 120 Spielhallen im Land Bremen noch 30 übrig.
„Ein Kahlschlag“, heißt es im Bericht von „buten un binnen“. Bis zu 700 Mitarbeiter würden aufgrund dieser neuen Regelungen ihren Arbeitsplatz verlieren.
Behörde sei "überlastet"
BA-Präsident Thomas Breitkopf kritisiert in der Sendung, dass viele Automatenunternehmer ihre Anträge weit vor dem 1. März eingereicht hätten, doch die zuständige Behörde habe es laut Breitkopf nicht geschafft bis zum heutigen Tag darauf angemessen zu reagieren. Die Betreiber wissen bis heute nicht, ob sie ihre Standorte schließen müssen. Das Wirtschaftsressort rechtfertigt sich in dem Beitrag schriftlich mit „Überlastung“. Auch wegen der „erst im Juni erfolgten Verständigung zu den Messregelungen“ werden „Anträge für eine Betriebserlaubnis erst ab Juli beschieden“. Bis eine Entscheidung fällt, werden die Spielstätten geduldet, so das Wirtschaftsressort Bremens. Dazu hat NAV-Justiziar Prof. Dr. Florian Heinze sich bereits hier ausführlich geäußert.
Graß und Breitkopf warnen davor, dass ihre bisherigen Kunden auch bei Schließung weiterspielen würden, allerdings illegal.
Branchenvertreter warnen vor Wachstum des illegalen Spiels
„Man drischt auf das legale Glücksspiel ein und vergisst, dass das Online-Gaming freigegeben ist. Jeder trägt heute sein Glücksspiel in der Hosentasche. Legale Spielhallen bieten einen hohen qualitativen Standard. Wir machen viel für Spielerschutz, etwa Jugendschutz und eine Sperrdatenbank“, erläutert Graß.
Der NAV-Vorsitzende hat eine Verfassungsbeschwerde eingereicht und hat, wie viele andere Unternehmer auch, ein Eilverfahren bei der Stadt Bremen eingereicht. Mehr als 50 seien in der vergangenen Woche rausgegangen.
„Die Illegalität wird uns überrollen“, warnt Graß. Er weist auf die Spielerschutzmaßnahmen hin, die bereits in den legalen Geldspielgeräten eingebaut sind. Wenn aber derart viele Spielhallen schließen müssen, lautet Graß bitteres Fazit: „Wir werden nicht reguliert, sondern vernichtet.“