15.06.2023

Fachtagung Spielfreude zum 70. Geburtstag des BA – neue Studie: Freude am Spiel zentrales Motiv der Spielgäste – Prominente Gäste wie Gitta Connemann MdB gratulieren

Gitta Connemann MdB unterstreicht die Bedeutung unseres Wirtschaftszweiges und des Bundesverbandes Automatenunternehmer. Die BA-Präsidenten Andy Meindl (links) und Thomas Breitkopf danken für die beherzte Rede und die Ermutigung.

Im Lichthof des Verbändehauses am Weidendamm fand der 1. Fachtag Spielfreude statt. Mit spannenden Vorträgen, Diskussionen und Grußworten zum BA-Geburtstag.

Die Podiumsdiskussion, von links: Moderatorin Constanze Abratzky, Andy Meindl, Thomas Breitkopf, Professor Dr. Jens Junge, Dr. Gerd Möll und Andreas Linke.

Der 2 000 Mitgliedsunternehmen starke Bundesverband Automatenunternehmer blickte am 13. Juni stolz auf sein 70-jähriges Bestehen zurück! Mit dem „Fachtag Spielfreude – Die vielfältigen Aspekte des Glücksspiels“ wollte man aber auch den Fokus auf die Zukunft lenken und die Bedeutung unserer Branche für die Gesellschaft betonen.

Mission gelungen! Die Organisatoren der Fachtagung und der Festlichkeiten boten all das, was die Automatenbranche im besten Fall seit Jahrzehnten nach außen ausstrahlt: Moderne Unterhaltung, Seriosität und die Anschlussfähigkeit an zeitgemäße Themen und Debatten. Die Studie „Spielfreude & Spielmotive an Spielautomaten“, deren Rohfassung erstmals vorgestellt wurde, dürfte zudem einigen Kritikern der Automatenunterhaltung die Augen öffnen. Doch der Reihe nach.

BA-Geschäftsführerin Simone Storch und die Präsidenten Thomas Breitkopf und Andy Meindl eröffneten die Fachtagung. „Unser modernes Freizeitangebot wird millionenfach nachgefragt, und die große Mehrheit unserer Gäste hat kein Problem mit dem Automatenspiel. Dies wollen wir heute in den Mittelpunkt rücken“, so Thomas Breitkopf, der gleichzeitig auf den unumgänglichen, gut aufgestellten Jugend- und Spielerschutz verwies.

Spielgäste, Spielerschutz und Staat bleiben auf der Strecke

Andy Meindl ergänzte: „Die Regulierung hat versagt. Die Spielverordnung, der Glücksspielstaatsvertrag und die entsprechenden Ausführungsgesetze in den Bundesländern sowie die in den Kommunen bundesweit steigende Vergnügungssteuerlast sorgen dafür, dass sich das legale Angebot immer weiter reduziert.“ Gleichzeitig expandiere das illegale Spiel. „Auf der Strecke bleiben die Spielgäste, der Spielerschutz, aber auch der Staat, dem massive Steuereinnahmen verloren gehen.“

Erinnert wird auch daran, dass sich der Spielpreis seit 1993 nicht erhöht hat, bei gleichzeitig steigenden Kosten und aktueller Inflation, was viele Unternehmen an den Rand ihrer Existenz bringt.

Gitta Connemann MdB (CDU) sprach anschließend ein mit viel Beifall bedachtes Grußwort: „Je mehr man sich mit Ihrer Branche auseinandersetzt, umso beeindruckender wird das Bild. Es gibt über 6 000 mittelständische Unternehmen, die in den Bereichen Industrie, Automatenaufstellung und Großhandel unterwegs sind. Sie stellen 70 000 Arbeitsplätze mit mehrheitlich weiblichen Mitarbeiterinnen. Und Sie sind nicht aus der Gastronomie wegzudenken.“

"Sie haben allen Grund, selbstbewusst zu agieren"

Die Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) weiter: „Sie haben also allen Grund, selbstbewusst zu agieren.“ Beim Thema Spielsucht habe man die Prävention weit vorangetrieben: „Die allermeisten Menschen spielen in einem verantwortlichen Maße und dafür sorgen auch Ihre Betriebe, die immer und immer wieder auf dieses Thema fokussieren. Auch dafür sage ich an dieser Stelle herzlichen Dank.“

Gitta Connemann erinnerte an das „Urbedürfnis Spielen“ und an die Worte von Richard von Weizsäcker: „Spieler sind wir doch alle!“ Es bedürfe der mittelständischen Betriebe als Rückgrat unserer Gesellschaft, weil „nur diese uns auch durch Krisen steuern können, weil sie vor Ort agieren, weil sie kreativ sind, weil sie tagtäglich Verantwortung übernehmen“. „Wohlstand, Anstand und Mittelstand, das gehört im Grunde zusammen“, so die CDU-Bundestagsabgeordnete, die Berichterstatterin Glücksspiel im Wirtschaftsausschuss ist.

Dass das illegale Spiel landauf, landab stark anwachse, weise auf einen dringenden politischen Handlungsbedarf hin, „damit Sie wieder Ihrem Kanalisierungsauftrag nachkommen können und Planungssicherheit haben“. Eine entsprechende Fortschreibung der Spielverordnung erachtet Frau Connemann als absolut angezeigt und notwendig.

Das wissenschaftliche BA-Netzwerk

In der Überleitung zum nächsten Gastredner verwies Simone Storch auf das vor vier Jahren initiierte und von Justiziar Stephan Burger koordinierte wissenschaftliche BA-Netzwerk. Dieses soll eine strukturierte, interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeit ermöglichen und voranbringen, formuliert die BA-Geschäftsführerin das Ziel.

Womit auch auf den Experten Dr. Gerd Möll vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen verwiesen wurde. Sein Fachvortrag: „Mit Geld spielt man nicht – Glücksspiel im parlamentarischen Diskurs“.

Zunächst wurden die Fünfzigerjahre beleuchtet. Eine Zeit, in der es das Wort Spielsucht noch nicht gab. Stattdessen wurde von Spielleidenschaft, Spielwut, Spielteufel oder dem „Sündengeld mit seiner dunklen dämonischen Macht“ gesprochen. Gleichzeitig gab es aber auch einen Freiheitsdiskurs, der dem Bürger zugestand, „mit seinem Geld zu tun, was er will“. Das Automatenspiel galt als ein normales Konsum- und Freizeitgut.

"In erster Linie wird nicht um Geld, sondern mit Geld gespielt"

Im Kontrast dazu beleuchtete Dr. Möll die Achtzigerjahre, als Spielhallen vor allem durch städtebauliche Diskussionen und durch den Begriff „Spielsucht“ – einige Leitmedien wie Der Spiegel verhalfen diesem Begriff zu seiner Popularität – in die Schusslinie gerieten und das Ganze schließlich auch eine gesundheitspolitische Färbung bekam.

Allerdings gab es auch hier wieder den freiheitlichen Ansatz im Diskursgeschehen: Ins Zentrum einer kritischen Betrachtung gehört nicht das Spiel, sondern die problematische Spielerpersönlichkeit!

Für Dr. Gerd Möll ist klar, dass wir es in den Spielstätten „mit einem vieldimensionalen Geschehen“ zu tun haben. In erster Linie werde nicht um Geld, sondern mit Geld gespielt! Berichtet wurde auch von den sozialen Erfahrungen und Belohnungen des Spielgastes in dem vertrauten Umfeld.

Freude am Spiel – zentrales Motiv der Spielgäste

Der zweite Fachvortrag wurde mit besonderer Spannung erwartet: die Erstveröffentlichung der vom BA beim Institut für Ludologie (SRH Hochschule Berlin) in Auftrag gegebenen Studie „Spielfreude & Spielmotive an Spielautomaten“.

Das erfreuliche Fazit der bereits in Rohdaten zugänglichen Studie, vorgetragen vom Institutsleiter Professor Dr. Jens Junge: Die Freude am Spiel ist ein zentrales Motiv der Spielgäste!

Denn: Die Spielfreude umfasse durchaus mehrere Faktoren und sei eng mit der Lokalität und den Menschen verbunden. Dabei stehe die Lust am Geldspiel in enger Verbindung mit dem Entspannungsfaktor. Das Ambiente und die als spannend erlebte Ambivalenz von Gewinn und Verlust machten zudem einen wichtigen Reiz aus.

Spielerschutz und Vertrauen in die Spielhalle

Professor Dr. Jens Junge weiter: „Der großen Mehrheit ist bewusst, dass sie an Unterhaltungsgeräten spielen und am Ende, langfristig, Geld verlieren. Die Kontrasterfahrung zum Alltag ist ihnen dieses Geld aber auch wert.“

Auch interessant: Für eine Mehrheit der Spielinteressierten (56 Prozent) sind der Spielerschutz und das Vertrauen in die Spielhalle wichtige Faktoren für einen Spielhallenbesuch. Deutlich wird aus der Studie aber auch: „Mit den aktuellen staatlichen Regulierungen für Spielhallenbetreiber findet eine wesentliche Abwanderung von Spielern und Spielerinnen aus den Spielhallen in den illegalen Markt statt.“

Der wissenschaftliche Leiter des Instituts für Ludologie weiter: „Die staatlichen Vorgaben für den Gesamtmarkt sind inkohärent und unstrukturiert. Sie führen zu hybridem Spielverhalten der sozusagen braven Spielhallenbesucher.“ Auf gut deutsch: Viele Spieler wandern in ungeschützte Bereiche ab, weil das legale Spiel an Attraktivität eingebüßt hat.

Dringender staatlicher Handlungsbedarf

Die Schlussfolgerungen von Professor Dr. Junge: „Es besteht dringender staatlicher Handlungsbedarf, um den Negativfolgen der Regulierungen von 2021 entgegenzuwirken. Die Regulierungen treiben Spielinteressierte in den illegalen Markt. Spielsucht wird immer weniger beaufsichtigt und kanalisiert.“

Der Wissenschaftler verweist auch auf die Studie von Professor Dr. Justus Haucap, die – Stand März 2023 – einen Schwarzmarktanteil von mindestens 30 Prozent ermittelt hat. Professor Dr. Junge alarmiert die Öffentlichkeit: „Unsere Vermutung ist, dass dieser Anteil aktuell höher ist und weiter gravierend wachsen könnte, weil die Spielhallen gegen die illegalen Anbieter nur wenig Chancen haben.“

Über die Studie, die bisher in ihren Rohdaten vorliegt, wird zu gegebener Zeit noch ausführlich im AutomatenMarkt zu berichten sein.

Grußworte zum 70. Geburtstag des BA

An den Vortrag von Professor Dr. Jens Junge schlossen sich eine spannende Podiumsdiskussion und diverse Grußworte zum 70. Geburtstag des BA an. So überreichten rhetorische Blumensträuße: DAW-Vorstandssprecher Georg Stecker, der Top-Jurist Professor Dr. Dirk Uwer, der Präsident des Deutschen Online Casinoverbandes Dr. Dirk Quermann, der rheinland-pfälzische Dehoga-Präsident Gereon Haumann, Annette Schwirten, Referentin Gewerbe- und Wettbewerbsrecht bei der IHK Köln, und Mathias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes.

Freuen Sie sich auf unsere Juli-Ausgabe, in der wir ausführlich über die Fachtagung Spielfreude und die feierliche Abendveranstaltung im Admiralspalast berichten.