DGB-Ausbildungsreport offenbart Schwächen des Ausbildungssystems
Erstmals sind weniger als 70 Prozent der Auszubildenden in Deutschland mit ihrer Ausbildung zufrieden, bei sinkender Tendenz. Dies belegen Zahlen des neuen Ausbildungsreports des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Dabei gebe es erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen: Industriemechaniker, Verwaltungsfachangestellte und Mechatroniker etwa sind überdurchschnittlich mit ihrer Berufsvorbereitung zufrieden. Hotelfachleute, Köche oder viele angehende Handwerker, etwa Maler und Lackierer, hingegen bewerten ihre Betriebe als mangelhaft, stellt die Zeitung „Die Welt“ heraus.
Regelmäßige Überstunden, ausbildungsfremde Tätigkeiten
Die Unzufriedenheit bei den Nachwuchskräften entsteht laut DGB zumeist aufgrund von regelmäßigen Überstunden und ausbildungsfremden Tätigkeiten. Fast jeder achte Jugendliche unter 18 Jahren müsse mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten, obwohl dies verboten ist. Ebenfalls jeder achte müsse immer oder häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten machen, so der DGB.
„Die Ausbildungsbetriebe müssen sich an geltende Gesetze halten. Eine Ausbildung ist ein Lernverhältnis. Die Auszubildenden dürfen nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden“, sagt DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte.
Der Report, der in diesem Jahr unter dem Motto „Digital lernen, gemeinsam entwickeln“ steht, berichtet von weiteren Qualitätsmängeln in der Ausbildung. Viele Auszubildende sehen sich durch ihre Berufsausbildung nur unzureichend auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet. Insbesondere in Berufsschulen und kleineren Unternehmen sieht der DGB „gravierende Mängel“.
Unzureichend auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet
Zwar geben rund 80 Prozent der Befragten an, dass Digitalisierung und Automatisierung in ihrer Ausbildung wichtig oder sehr wichtig sind. Doch nur 54 Prozent der Jugendlichen sehen sich während ihrer Ausbildung gezielt darauf vorbereitet, digitale Technologien auch zu nutzen. Mit der Dauer der Ausbildung sinken diese Werte sogar noch. Während im ersten Lehrjahr noch mehr als drei Viertel (75,3 Prozent) der Auszubildenden optimistisch sind, was ihre die Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt angeht, sind es kurz vor der Abschlussprüfung nur noch 60 Prozent (60,4%). Nur ein Drittel (34,9 Prozent) der Auszubildenden beurteilt die digitale Ausstattung ihrer Berufsschule als sehr gut oder gut. Ebenfalls ein Drittel (32,7 Prozent) sieht sich durch den Berufsschulunterricht nur ausreichend oder mangelhaft auf den Umgang mit digitalen Medien und Technologien gerüstet.
Ausbildungsmarkt zerfalle in parallele Welten
Zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack: „Der Ausbildungsmarkt zerfällt zunehmend in parallele Welten. Auf der einen Seite steigt die Zahl der unbesetzten Plätze – es sind mittlerweile fast 58 000 –, auf der anderen bleiben die Regionen mit einem angespannten Ausbildungsmarkt. Die Ausbildungschancen der Jugendlichen hängen insbesondere von ihrem Wohnort, ihrem Schulabschluss und ihrem Pass ab. Wir haben in der Allianz für Aus- und Weiterbildung durchgesetzt, dass genau hier angesetzt wird, indem die assistierte Ausbildung weiter ausgebaut und für noch mehr Jugendliche und Betriebe geöffnet wird. Die assistierte Ausbildung setzt an der Achillesferse des dualen Systems an: Der sinkenden Ausbildungsbeteiligung vor allem kleinerer Unternehmen und den schlechten Chancen vieler Jugendlicher. Sie ist das einzige Instrument, das Jugendliche und Betriebe unterstützt."
An der repräsentativen Befragung haben sich 16 181 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt.