02.01.2001

Süchtig durch Spielen und Surfen am Computer

Nein, keine Angst: Wer morgen mal wieder durchs Internet surft, wird nicht süchtig. Auch nicht, wer täglich am PC Spielspaß sucht. Aber: Immer mehr Jugendliche flüchten sich in virtuelle Realitäten und verlieren den Bezug zur Wirklichkeit. Bis ihr Leben sich nur noch am Computer abspielt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Berliner Humboldt-Universität, die jetzt in der Online-Ausgabe des Computer-Magazins C’t aus Hannover veröffentlicht wurde (www.heise.de
). Einer der Autoren, der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Friedrich Gocht, wehrt sich jedoch gegen die Verwendung des Begriffs Sucht in diesem Zusammenhang: „Der Begriff Sucht orientiert sich ursprünglich an bestimmten Substanzen wie dem Alkohol.“ Bei der Online- und Computerspielsucht handele es sich jedoch um exzessives Verhalten. Die Gründe für den Rückzug in die virtuelle Welt seien laut Christiane Papastefanou oft soziale Probleme. Kontaktschwierigkeiten, so die Wissenschaftlerin, würden sich jedoch am PC nicht lösen. Sondern verschlimmern. Kriterium, ob jemand dem Computer verfallen ist, sei nicht die reine Zeit, die vorm PC verbracht werde. Sondern die Frage, ob jemand auch ohne Probleme mal darauf verzichten könne. Als gravierend werten die Forscher insbesondere die Folgen für die individuelle Entwicklung junger Menschen, wenn fast nur noch von und für die Schein-Realität am Monitor gelebt werden. Die Betroffenen würden dann im Gegensatz zu gleichaltrigen nicht lernen, soziale Kontakte aufzubauen und sich in der Gesellschaft zu bewegen. In der Behandlung Computersüchtiger wird auf Disziplinierung gesetzt: Zeitlimits für die Nutzung des PCs werden verabredet, über deren Einhaltung Protokoll geführt. Eltern, so eine weitere Empfehlung, sollten ihren Kindern Anreize für andere Aktivitäten wie etwa im Sportverein bieten. „Die Forschung steht hier noch am Anfang“, erklärt laut C’t-Online die Psychologin Papastefanou.